Giffey zählt gleich doppelt: Wie viele Plagiatsfälle gibt es an Berliner Unis?

Laut der Senatsverwaltung prüfen Universitäten Dissertationen stichprobenartig. In einem Bericht werden erstmals Zahlen zu den Fällen genannt.

Franziska Giffey (SPD) im blauen Blazer
Franziska Giffey (SPD) im blauen BlazerBerliner Zeitung/Paulus Ponizak

Zu den bekanntesten Fällen zählt die heute Regierende Bürgermeisterin von Berlin: Franziska Giffey (SPD) wird vorgeworfen, in ihrer Doktorarbeit abgeschrieben zu haben. Als Konsequenz aus der Plagiatsaffäre wurde der ehemaligen Familienministerin 2021 der Doktortitel entzogen. Promoviert hatte sie an der Freien Universität (FU).

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am Montag exklusiv berichtete, gibt es nun erstmals Daten zu laufenden Verfahren von Promotionsüberprüfungen an Berliner Universitäten. Das geht aus einer Anfrage des CDU-Politikers Adrian Grasse an die Senatsverwaltung hervor.

Die meisten Promotionen werden an der Charité überprüft

Die meisten Verfahren laufen derzeit an der Charité. Laut FAZ sind dort 21 Verfahren abgeschlossen, an der Freien Universität elf Fälle. An der Technischen Universität seien vier, an der Humboldt-Universität drei Fälle und an der Universität der Künste (UdK) ein Fall abgeschlossen.

Eine Promotionsüberprüfung kann – sofern sich der Plagiatsvorwurf bestätigt – mit einer Rüge oder einer Aberkennung des Doktorgrades enden. Am Beispiel der FU ergibt sich daraus eine Kuriosität – die vermutlich mit dem Fall von Franziska Giffey zu erklären ist: Bei elf Fällen kam es zu zwölf abgeschlossenen Verfahren. Giffey erhielt eine Rüge, bevor ihr der Doktortitel entzogen wurde. Somit zählt sie wohl zweimal in der Statistik.

Werden Plagiatsarbeiten markiert?

Plagiate werden häufig von der Plattform Vroniplag-Wiki entdeckt. Offenbar prüfen die Universitäten Dissertationen und Habilitationsschriften damit stichprobenartig. Aus der Antwort der Senatsverwaltung geht hervor, dass die Charité plane, mithilfe von Software zukünftig alle Dissertationen zu prüfen. Ob Universitäten die Hinweisgeber und -geberinnen informieren, die auf Plagiatsfälle aufmerksam machen, scheint in Berlin nicht einheitlich geregelt.

Und auch bei der Frage, ob Arbeiten, in denen Plagiate gefunden werden, weiterhin auf den Servern zugänglich sind, handhaben es die Universitäten unterschiedlich. So gaben Charité, HU und FU an, plagiatsbehaftete Arbeiten weiterhin auf den Servern zu lassen. Die TU gab an, dies nicht zu tun. Alle Hochschulen gaben laut FAZ an, die Plagiatsarbeiten entsprechend zu markieren, teilweise allerdings nur in den Metadaten der Dateien. Offenbar sei dies jedoch nicht immer geschehen.