DOSB-Präsident Hörmann stellt Vertrauensfrage nach Olympia

Der Sportfunktionär und Verbandschef wurde für seine Führungsqualitäten kritisiert. Jetzt zieht er die Konsequenzen aus den schweren Vorwürfen.

Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB)
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB)dpa/AFP Pool/Ina Fassbender

Köln-Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) will der Empfehlung der unabhängigen Ethik-Kommission in der Briefaffäre um DOSB-Chef Alfons Hörmann nur zu einem Teil folgen und sich zunächst einer Vertrauensfrage stellen. Ob es danach wie von den Ethikern empfohlen auch zu Neuwahlen kommen wird, ist noch offen.

„Zum Wohl des deutschen Sports soll diese (Vertrauensfrage, Anm. d. Red.) zeitnah und unmittelbar nach den Olympischen und Paralympischen Spielen in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung umgesetzt werden“, teilte der DOSB am Donnerstag mit. Diesen Vorschlag wird das Präsidium den Mitgliedsorganisationen in den anstehenden Konferenzen unterbreiten.

Ob es auf der ordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember auch Neuwahlen geben wird, steht damit in den Sternen. Dazu dürfte es wohl nur dann kommen, wenn Hörmann und seinen Kollegen in der Umfrage vom Großteil der DOSB-Mitglieder das Vertrauen entzogen wird.

Die Ethik-Kommission unter dem Vorsitz des früheren Bundesinnenministers Thomas de Maizière hatte einen anderen Weg im Sinn. Sie empfahl im Dezember Neuwahlen und sah diese als Vertrauensabstimmung an. Damit sollte der Weg für einen Neuanfang im Dachverband des deutschen Sports freigemacht werden, was von zahlreichen Kritikern auch gefordert worden war.

Athletenvertreter Jonathan Koch distanziert sich von DOSB-Präsidium

Der DOSB will mit der Vertrauensabstimmung offenbar das Tempo erhöhen und sich auf diesem Weg schneller ein Bild über den Zustand vom Verhältnis zwischen DOSB-Führung und der Basis machen. Als nicht einverstanden mit diesem Weg erklärte sich Athletenvertreter Jonathan Koch. Dieser hatte sich bereits Mitte Mai von einer Erklärung des siebenköpfigen DOSB-Präsidiums distanziert, in der Hörmann das „uneingeschränkte Vertrauen“ ausgesprochen worden war.

Der DOSB hatte die Kommission um Aufklärung und eine Bewertung gebeten, nachdem am 6. Mai ein anonym versendeter und vermutlich aus der DOSB-Belegschaft stammender offener Brief mit expliziten Vorwürfen gegen Hörmann wegen mangelnder Führungsqualitäten („Kultur der Angst“) für Aufregung gesorgt hatte. In dem Brief ist von fehlendem Respekt und Fairplay gegenüber Verbandsangestellten die Rede.