Ein wütendes Känguru hat in Australien einen 77-Jährigen getötet. Der Mann hatte das Tier als Haustier auf seinem Grundstück gehalten. Nach Polizeiangaben vom Dienstag fand ein Angehöriger den schwer verletzten Mann am Sonntag auf dessen Grundstück in der dünn besiedelten Gegend von Redmond in West-Australien. Trotz eines Einsatzes des Rettungsdienstes sei der 77-jährige Peter E. noch vor Ort gestorben, teilte die Polizei mit.
„Auf dem Gelände war ein Känguru, das die Sanitäter daran hinderte, sich dem Verletzten zu nähern“, sagte ein Polizeisprecher. Einsatzkräfte hätten das drei Jahre alte Tier schließlich erschossen, es habe keine andere Möglichkeit gegeben. Mitglieder der Gemeinde sagten nach Angaben der Australien Broadcasting Corporation (ABC), Peter E. sei ein Tierliebhaber gewesen und habe das Tier von klein auf mit der Hand aufgezogen, als es noch ein Jungtier war.
Kängurus unterscheiden nicht zwischen Mensch und Känguru
E. war ein in der Gegend bekannter Alpaka-Züchter. 1997 gründete er das Agonis-Alpaca-Gestüt mit einer 60-köpfigen Alpaka-Herde. Laut ABC hatte jedes der Tiere einen eigenen Namen. Zudem hatte er einen Friedhof errichtet, um die Tiere nach ihrem Tod begraben zu können. 2017 sagte Peter E. der ABC, dass er nach seinem Tod neben seinem Lieblingsalpaka Claudia begraben werden wolle.
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Känguru-Experte Graeme Coulson sagte dazu, dass Känguru-Angriffe zwar nicht ungewöhnlich, aber „sehr, sehr selten tödlich“ sind. Coulson: „Es sind große Tiere, sie haben viele Waffen, scharfe Nägel und scharfe Zähne. Wenn sie in die Enge getrieben werden oder sich in einer Art von Notlage befinden, kann das ziemlich gefährlich sein.“ Kängurus könnten nicht zwischen anderen Kängurus und Menschen unterscheiden. Laut Coulson sei das Problem, „dass wir beide aufrechte Tiere sind. Wir stehen auf zwei Beinen, und eine aufrechte Haltung wie diese ist eine Herausforderung für ein männliches Känguru“.
Wildtierpflegerin: „Sie wollen sich streiten, sie wollen boxen“
Die Wildtierpflegerin Michelle Jones sagte der ABC, der Vorfall sei eine „tragische Erinnerung“ daran, dass die Menschen im Umgang mit Kängurus vorsichtig sein müssen. „Der Vorfall macht deutlich, dass Kängurus definitiv keine Haustiere sind, sondern wilde Tiere“, sagte sie. Sie selbst habe Tiere aufgezogen, die „in meiner Handfläche saßen und noch nicht einmal die Augen geöffnet hatten. Im Alter von 18 Monaten bis drei Jahren werden diese schönen, süßen, liebenswerten Tiere, so würde ich sie bis zu diesem Zeitpunkt beschreiben, zu wilden Tieren“.
Testosteron und die Hormone junger Känguru-Männchen könnten sie besonders aggressiv machen. Jones: „Sie wollen sich streiten, sie wollen boxen, und gerade jetzt ist Brunftzeit für Kängurus.“
Anfang dieses Jahres hatte es in Down Under mehrere Attacken gegeben, deren Opfer aber alle überlebten. Im April wurde eine Frau in Queensland beim Golfspielen von einem Känguru attackiert und schwer verletzt. Im März war eine Jugendliche in Victoria auf ihrem Moped unterwegs, als ein Känguru plötzlich aus dem Wald sprang und sie von dem Zweirad stieß. Die 14-Jährige lag mit Verletzungen zehn Tage im Krankenhaus. Ebenfalls im März war eine Dreijährige an der Ostküste auf dem heimischen Grundstück von einem Känguru attackiert worden.
Das Känguru ist Australiens Nationaltier. Es gibt vier Arten der hüpfenden Beuteltiere: Das Rote Riesenkänguru, das Östliche Graue Riesenkänguru, das Westliche Graue Riesenkänguru und das Antilopenkänguru. In der Region ist das Westliche Graue Riesenkänguru verbreitet. Männliche Exemplare können bis zu 2,20 Meter groß und bis zu 70 Kilo schwer werden. Laut australischen Medien wurde der letzte tödliche Angriff eines Kängurus auf einen Menschen 1936 registriert. (mit afp, dpa)
