Dresdner Juwelendiebstahl: Angeklagter wollte Millionär werden

Im Prozess zum Juwelendiebstahl aus dem Dresdner Grünen Gewölbe hat die Befragung der Angeklagten begonnen. Das ist bisher bekannt.

Der Angeklagte Rabih R. (M) im Prozess zum Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden.
Der Angeklagte Rabih R. (M) im Prozess zum Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden.Jens Schlueter/AFP

Nach dem Juwelendiebstahl aus dem Dresdner Grünen Gewölbe 2019 sollte die Beute nach Aussagen eines Angeklagten nicht sofort verwertet worden. Bis Gras über die Sache gewachsen sei, sollte der Schmuck in einem Versteck liegen, sagten die Verteidiger von Rabih R. am Donnerstag vor dem Landgericht Dresden. Ihr Mandant sei aber davon ausgegangen, dass er nach der Verwertung der gestohlenen Juwelen Millionär werde.

Ein bestimmter Erlös oder eine Mindestsumme sei ihm aber nicht in Aussicht gestellt worden, sagten die Verteidiger. Einen konkreten Plan, was mit dem gestohlenen Schmuck passieren sollte, habe es nicht gegeben. Allerdings sei im Vorfeld die Option diskutiert worden, die Steine umzuschleifen.

Diebstahl: Großteil der Juwelen wieder in Dresden

Ein Großteil des wertvollen Schatzes war im Rahmen eines strafrechtlichen Deals im Dezember 2022 zurückgegeben worden. Allerdings waren fast alle Stücke stark beschädigt. Vorausgegangen war eine Verständigung zwischen Verteidigung, Landgericht und Staatsanwaltschaft. Die Kammer hatte mildere Strafen in Aussicht gestellt, wenn die Beschuldigten umfangreich und glaubhaft aussagen und die Juwelen zurückgeben.

Vier der sechs beschuldigten Männer im Alter von 23 bis 29 Jahren hatten danach im Prozess eingeräumt, am Einbruch und Diebstahl beteiligt gewesen zu sein. Wo sich der noch immer fehlende restliche Schmuck aus dem Grünen Gewölbe befindet, wissen sie laut Verteidigung nicht.

Prozess: Staatsanwaltschaft zweifelt an Geständnissen

Am Donnerstag begann ein langwieriges Frage-Antwort-Prozedere. Die Jugendkammer des Landgerichts Dresden hatte zuvor zugestimmt, Fragen an die vier Geständigen im Block zu stellen und danach Verteidigern und Mandanten einige Zeit für die Absprache von Antworten einzuräumen. Damit verbunden sind wiederholte Unterbrechungen der Verhandlung. Schon mit der Befragung des ersten Angeklagten verzögerte sich der Prozess um mehrere Stunden.

Die Staatsanwaltschaft äußerte Zweifel an dem Prozedere und an den Geständnissen. Dieses Vorgehen werde schnell an Grenzen stoßen, sagte Staatsanwalt Christian Kohle. Da die vier Geständnisse lückenhaft und nicht glaubhaft seien, gebe es noch zahlreiche Fragen. Etwa, ob die mutmaßlichen Täter tatsächlich in keiner Weise von dem Diebstahl profitiert hätten.

Bisher hätten sie mit ihren Aussagen weniger erfüllt als im Deal angekündigt, sagte Kohle. Auch wenn die Einlassungen stimmen sollten, werden laut Staatsanwaltschaft noch immer zwei unbekannte Täter gesucht. Zudem seien die restlichen gestohlenen Kunstschätze im Wert von mehr als 63 Millionen Euro bislang verschwunden.

Die Verteidigung unterstrich hingegen, die Geständnisse erfüllten die Bedingungen der Vereinbarung. Nach ihrer Darstellung beinhaltet der Deal nicht, dass die Tat umfassend aufgeklärt wird. Außerdem müssten keine Dritten belastet werden. Die Geständnisse umfassten eine „Vielzahl von Details“, die zuvor nicht bekannt gewesen seien. Außerdem dürften nur Fragen zur Glaubwürdigkeit der Geständnisse gestellt werden.

Der Prozess hatte im Januar 2022 begonnen. Der Versicherungswert der vor gut drei Jahren gestohlenen Stücke wurde auf insgesamt rund 113,9 Millionen Euro beziffert. Die Verhandlung soll am Freitag fortgesetzt werden.