Die fristlos entlassene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, hat sich zur umstrittenen Praxis von Abendessen in ihrer Privatwohnung auf Senderkosten geäußert. In einem Interview der Wochenzeitung Die Zeit sagte die 61-Jährige: „Ich habe alles nach bestem Wissen abgerechnet.“ Schlesinger steht wegen Vorwürfen des Filzes und der Vetternwirtschaft in der Kritik. Dazu zählen auch die umstrittenen Abendessen, die laut Medienberichten angeblich nicht korrekt abgerechnet worden sein sollen. Schlesinger wies Vorwürfe des Filzes zurück. Es läuft eine unabhängige Untersuchung einer Anwaltskanzlei.
Zur Gästeauswahl und den Themen bei den Abendessen sagte sie: „Da saßen Menschen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, aus Institutionen und Behörden am Tisch, wir haben dementsprechend über Politik, Wirtschaft, Kultur und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesprochen. Was ist gut, was läuft schlecht? Solche Unterhaltungen haben fließende Übergänge.“
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Polizeipräsidentin ging von privatem Treffen aus
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Schlesinger hatte sich Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik zu Wort gemeldet. Sie war demnach Gast eines solchen Abendessens gewesen. Slowik hatte betont, dass sie selbst den Eindruck gehabt habe, dass es sich um ein privates Abendessen handele. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass diese auf Senderkosten abgerechnet worden sein sollen.
Schlesinger sagte angesprochen auf Slowiks Eindruck: „Alle Gäste haben die gleiche Einladung bekommen. Darin stand nichts von einem Abend unter Freunden, geschweige denn von einer Wohnungseinweihung, davon war definitiv nicht die Rede. Interessante, facettenreiche Persönlichkeiten haben so zusammengefunden.“
„Diese Abendessen habe ich mitnichten heimlich veranstaltet, wie es jetzt heißt“, verteidigt sich Schlesinger. Man habe ihr zum Dienstantritt mitgegeben, der RBB sei in der Stadt nicht gut genug „verankert“. Gespräche zum Netzwerkausbau an ihrem eigenen Esstisch habe sie schließlich als preiswerter erachtet als Besuche im Restaurant.
Schlesinger von Wut der Mitarbeiter überrascht
Insbesondere die Vorwürfe aus engsten Reihen hätten sie erschüttert, verrät die ehemalige Intendantin weiter. „Ich habe den großen Unmut, die Wut der Leute beim RBB unterschätzt“, sagt Schlesinger im Interview weiter. Diese Wut sei aus Schlesingers Sicht so stark, dass sie sich vorwerfe, das nicht gesehen zu haben. „Das tut mir leid“, entschuldigt sich die ehemalige Intendantin.
Dennoch sei sie der Meinung, sie sei stets offen für Gespräche über die Probleme der Mitarbeitenden gewesen. „Ich habe schon gemerkt, dass manche Vorhaben in der Belegschaft nicht gut ankamen. Aus meiner Sicht sind die Geschäftsleitung und ich auch ernsthaft damit umgegangen. Wir haben die Probleme nicht weggebügelt.“, so Schlesinger gegenüber der Zeitung.
