Mord an Maryam H.: Urteil gegen Brüder in Berlin soll nächste Woche fallen

Ermordet und mit dem Koffer quer durch Deutschland transportiert: Das Urteil gegen zwei Brüder soll am kommenden Donnerstag verkündet werden. 

Yousuf, einer der beiden Brüder von Maryam H.
Yousuf, einer der beiden Brüder von Maryam H.Olaf Wagner/imago

Berlin - Zwei afghanische Brüder sollen ihre ältere Schwester brutal ermordet und die Leiche in einem Rollkoffer mit dem Zug quer durch Deutschland transportiert haben. Vor dem Berliner Landgericht wird am kommenden Donnerstag das Urteil gegen die beiden Männer im Alter von 23 und 27 Jahren erwartet.

Die 34-jährige Maryam H. galt im Juli 2021 zuerst als vermisst, doch Hinweise deuteten schnell auf ein Verbrechen hin. Unter Verdacht gerieten ihre Brüder Yousuf und Mahdi H. Unter anderem Mobilfunkdaten und Videoaufnahmen des Berliner Bahnhofs Südkreuz, die zeigten, wie die Brüder einen großen Koffer in einen ICE hievten, führten die Ermittler zu ihnen. Am 23. Juli fanden sie die Leiche der Frau, vergraben in Bayern. Wenig später kamen die Brüder in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, ihre Schwester am 13. Juli gemeinschaftlich ermordet zu haben. Mehr als ein halbes Jahr später beginnt dann vor dem Berliner Landgericht der Prozess gegen die beiden. Nach langem Schweigen gesteht der 27-jährige Yousuf im September 2022 die Tötung seiner Schwester. Allerdings stellt er dies als Unfall dar und gibt an, allein gehandelt zu haben.

Mord aus niedrigen Beweggründen: Staatsanwältin fordert lebenslange Haft

Staatsanwältin Antonia Ernst bleibt hingegen bei ihrem Anklagevorwurf. Für den gemeinschaftlichen Mord an Maryam fordert sie lebenslange Haft. Die Männer sollen die zweifache Mutter unter einem Vorwand in die Wohnung eines der beiden Brüder im Berliner Bezirk Neukölln gelockt und sie mit einem Tuch erdrosselt haben. Zusätzlich schnitten sie ihr laut Obduktion die Kehle auf.

Die Leiche der Frau brachten die Brüder demnach nach der Tat in einem Rollkoffer mit einem Taxi zum Bahnhof Südkreuz, von wo aus sie mit ihrer grausigen Fracht per Zug nach Bayern fuhren. Den Leichnam „verscharrten“ sie laut Ernst in der Nähe des Wohnorts des anderen Bruders.

Verteidigung: Es war „ein tragischer Unfall“

Für die Staatsanwältin war es ein Mord aus niedrigen Beweggründen: Maryam habe eine eigene Wohnung gewollt, sich selbst einen neuen Partner gesucht. Das hätten ihre Brüder ihr nicht zugestanden. Sie hätten ihre Schwester mit der Tötung „bestrafen und aus der Familie entfernen“ wollen, sagte Ernst in ihrem Plädoyer im Januar.

Die Verteidigung stellt den Fall ganz anders dar: Es sei „ein tragischer Unfall“ gewesen, sagt Michael Stopp, der Anwalt von Yousuf. Ein Streit sei eskaliert. Die Tötung wertet er als Körperverletzung mit Todesfolge und beantragt eine Haftstrafe von maximal fünf Jahren. Für den 23-jährigen Mahdi fordert die Verteidigung einen Freispruch. Eine Teilnahme an der Tat habe ihm nicht nachgewiesen werden können.