Ein Volk rüstet auf: Die Arte-Reportage „Schweden preppt“

Knäckebrot, Konserven, Kerzen: Geschätzte zwei Millionen Schweden sind Prepper - etwa ein Fünftel der Gesellschaft. Eine Reportage auf Arte erzählt, warum die Politiker in Stockholm das sogar fördern.

HANDOUT - Martin und Sohn Maximilian kundschaften Wege aus, um im Falle einer Evakuierung Stockholms die Stadt sicher verlassen zu können.   - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Sendung, honorarfrei und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
HANDOUT - Martin und Sohn Maximilian kundschaften Wege aus, um im Falle einer Evakuierung Stockholms die Stadt sicher verlassen zu können. - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Sendung, honorarfrei und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden CreditsGordian Arneth/ZDF/dpa

Berlin-Prepper sind Menschen, die sich mit Vorräten und Überlebensstrategien für die schlimmsten denkbaren Krisen rüsten. Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort für Vorbereiten (prepare) ab. Sie genießen in Deutschland nicht den besten Ruf. Viele werfen sie gern unbesehen mit Reichsbürgern und Waffennarren in einen Topf.

In Schweden sieht das anders aus. Das Zehn-Millionen-Volk sieht sich von Russland auf der anderen Ostsee-Seite bedroht, schon seit der Eroberung der Krim 2014. Der russische Überfall auf die Ukraine hat diesen Ängsten in diesem Jahr noch einmal Nahrung gegeben - so weit, dass die Regierung Mitte Mai Antrag auf eine Mitgliedschaft in der Nato gestellt hat und so von einer jahrzehntelangen militärischen Bündnisfreiheit abgewichen ist.

Die Regierung in Stockholm versucht zugleich immer stärker, ihre Bürger zu Preppern zu erziehen. Die Reportage „Re: Schweden preppt - Ein Staat probt den Ernstfall“ erzählt davon. Sie wird am Dienstag (14. Juni) um 19.40 Uhr auf Arte gezeigt.

Eine ganz normale Familie

Eine völlig durchschnittliche Kleinfamilie in einem Vorort von Stockholm: Robin und Micaela leben mit Sohn Luve und Tochter Juno in einer ganz gewöhnlichen Mietskaserne. Die beiden kleinen Kinder sollen lernen, wie man im Notfall überlebt. Mutter Micaela fragt den Kleinen am Küchentisch ab: „Wenn es zu einem Stromausfall kommt und es komplett dunkel ist in der Wohnung: Was sollten wir dann machen?“ Der winzige Luve dazu: „Ich zünde eine Kerze an. Und dann noch eine.“

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Robin wendet sich an die Tochter: „Und was dann? Wie kochen wir dann?“ Juno deutet auf eine Art riesigen Campingkocher in der Ecke: „Wir können den Ofen hier benutzen. Ich glaube, er wird richtig heiß.“ Der Lastwagenfahrer (43) und die Kindergärtnerin (37) nehmen die Sache ernst, regelmäßig fragen sie ihre Kinder ab. Sie prüfen auch ihre Kisten für Kriegs- und Krisenfall - etwa mit Klopapier, Teelichtern, Knäckebrot und Zwieback - in festen Abständen. Damit sind sie nicht allein. Jeder fünfte Schwede preppt, das zeigen Umfragen.

Bereits 2017 hat das nordische Land die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, die Armee wird personell aufgestockt und besser ausgerüstet. Ähnlich wie in Deutschland soll der Wehretat wachsen. Und nun soll sich auch die Zivilbevölkerung für den Ernstfall rüsten.

Proben für den Ernstfall

Robin preppt bereits seit Jahren. Er hat Vorräte, um einige Wochen autark überleben zu können. Regelmäßig fährt er in die Wälder, um ein paar Tage in der Wildnis zu verbringen. Auch bei fünf Grad minus sind seine Kinder immer dabei, denn der Nachwuchs soll gewappnet sein.

Das Interesse am Preppen ist in Schweden so groß wie nie. Quer durch alle Bevölkerungsschichten legen die Menschen Lebensmittelvorräte an, trainieren Überlebenstechniken oder lassen sich sogar an der Waffe ausbilden. Und die Prepper vernetzen sich. Der 38-jährige Pär Plüschke bietet Kurse für Prepper an. Während das Interesse früher eher überschaubar war, kann er sich mittlerweile kaum mehr vor Anfragen retten.

Kein Wunder, hat der Staat doch an jeden Haushalt die Broschüre verschickt: „Wenn Krisen oder Krieg kommen“. Und wie Robin dem deutschen Kamerateam schildert, hat die Regierung seit dem Ukraine-Krieg noch mal nachgelegt: „Jetzt gibt es neue Weisungen. Wir sollen noch mehr Vorräte anlegen - für längere Zeiträume.“