Stimmung bei Corona-Demos in Berlin wird immer aggressiver

Die Berliner Innenverwaltung beobachtet eine Zunahme von Verbalattacken gegen Polizisten, Journalisten und Gegendemonstranten.

Auf der Karl-Marx-Allee gab es letzten Sonntag heftige Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Die Polizei nahm etliche Personen fest.<br>
Auf der Karl-Marx-Allee gab es letzten Sonntag heftige Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Die Polizei nahm etliche Personen fest.
Eric Richard

Berlin-Nach Einschätzung der Berliner Innenverwaltung wird der Widerstand gegen die Corona-Eindämmungsmaßnahmen aggressiver. „Wir beobachten eine immer aufgeheiztere Stimmung bei den Corona-Protesten, vor allem eine verstärkte verbal-aggressive Haltung der Corona-Leugner gegenüber Polizistinnen und Polizisten, Gegendemonstranten und Medienvertretern“, sagte der Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres, Martin Pallgen, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Das Spektrum der Corona-Leugner sei außerdem breiter geworden. „Männer mit Kindern auf der Schulter, die ohne Maske Polizisten anbrüllen, oder ältere Frauen aus dem bürgerlichen Milieu, die Polizisten in die Hand beißen oder in den Bauch treten, sind ein neues Phänomen.“ Daraus allein lasse sich aber noch keine radikalisierte Bewegung ableiten.

Corona-Proteste: Steigende Wut bei Demo-Teilnehmern

„Wir sehen eine steigende Wut bei den Demo-Teilnehmern, die sich oft sehr diffus fern der Tatsachen bewegt. Zum Beispiel der permanente Vorwurf, man lebe in einer Diktatur“, sagte Pallgen. „In Diktaturen wäre ein solcher öffentlicher Vorwurf gar nicht erst möglich.“ Das Grundrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit gelte in Deutschland auch in Zeiten der Pandemie. Das zeige schon die Tatsache, dass in diesem Jahr die Zahl der Versammlungen in Berlin weit über denen in „normalen“ Jahren liegen werde.

„Wir müssen die Corona-Leugner-Demos und ihre Entwicklung sehr genau im Blick behalten“, so der Sprecher der Innenverwaltung. „Statt permanent die wenigen Unbelehrbaren in den medialen Fokus zu nehmen, sollte man aber auch die überwiegende, verantwortungsvolle Mehrheit nicht unerwähnt lassen, die hinter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie steht.“

Inwieweit ein Zusammenhang zwischen Corona-Leugnern und dem Vorfall in der Nacht zum Sonntag bestehe, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, sagte Pallgen. Dabei sollen Flaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit auf ein Gebäude des Robert-Koch-Instituts (RKI) geworfen worden sein. Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte dazu bereits am Montag erklärt, falls sich ein Zusammenhang ergebe, sei die rote Linie überschritten.

Grundsätzlich gelte: „Die Polizei schützt immer das Grundrecht der Versammlungsfreiheit. Sie schützt die Demonstration, nie das Thema der Demonstration“, sagte Pallgen. „Sie wird aber immer auch konsequent gegen Straftaten, die im Rahmen von Versammlungen verübt werden, vorgehen – ungeachtet der Herkunft oder politischen Einstellung.“ Dafür hat sie den vollen Rückhalt der Innenverwaltung.