Einsturzgefahr in Köpenick: Feuerwehr Berlin evakuiert mehrere Häuser

Bewohner entdeckten in ihren Häusern massive Risse. Einige Mieter konnten ihre Fenster nicht mehr schließen. Auch am Montagabend können sie nicht zurück in ihre Wohnungen. 

Der Feuerwehreinsatz in der Parrisiusstraße in Berlin-Köpenick am Sonntagabend
Der Feuerwehreinsatz in der Parrisiusstraße in Berlin-Köpenick am SonntagabendMorris Pudwell

Die Berliner Feuerwehr hat wegen akuter Einsturzgefahr am Sonntag in Köpenick drei Häuser evakuiert. 46 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden, wie Feuerwehrleute und Polizei mitteilten. Die Bewohner hatten Risse in den Wänden ihrer Häuser in der Parrisiusstraße 33, 35 und 37 festgestellt. Sie konnten ihre Fenster und Türen nicht mehr vollständig schließen. Der Bezirk Treptow-Köpenick vergab an die Bewohner der Häuser am Sonntagabend Hotelzimmer.

Auch am Montagabend konnten die Mieter noch nicht in ihre Wohnungen zurückkehren, sagte Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) der Berliner Zeitung. Alle Betroffenen müssen demnach noch eine Nacht länger in dem Hotel bleiben, da die Überprüfung der Gebäude noch nicht abgeschlossen ist. Das Bauamt des Bezirks Treptow-Köpenick hatte am Sonntagabend die Evakuierung der Häuser angeordnet. Die Feuerwehr war mit 20 Einsatzkräften vor Ort und musste dafür extra das Gas abstellen lassen.

Einsturzgefahr: Bewohner bemerkte bereits vor vier Wochen Risse

Die Situation am Montagmorgen war für viele Bewohner sehr belastend. Der 49-jährige Kay wartete vor seiner verschlossenen Haustür. Er wohnt seit zwölf Jahren in der Parrisiusstraße. Bereits vor vier Wochen habe er Risse in den Wänden seiner Wohnung bemerkt. Er sagt, er habe den Hausmeister angerufen. Hinter dem Haus ist eine Baugrube, als von dort jemand vorbeikam, habe der gesagt: „Völlig harmlos! Haben wir mit gerechnet.“ Am Sonntag habe dann jemand aus den betroffenen Häusern die Feuerwehr kontaktiert und alle Anwohner seien in Hotels geschickt worden, sagt er. Seither sei seine Haustür versiegelt. Wann und ob er wieder in seine Wohnung darf, ist ihm nicht gesagt worden.

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Anwohnerin Jacqueline wurde am Sonntag völlig aufgelöst von ihrer Nachbarin angerufen. Die Feuerwehr sei alarmiert worden, die Evakuierung stehe bevor, so die Nachbarin am Handy. Jacqueline könne aber in ihrer Wohnung bleiben. Das Gas sei ihr sicherheitshalber trotzdem abgestellt worden. Jacqueline wohnt seit 26 Jahren in ihrer Wohnung und wirkt nun wegen der Ereignisse einigermaßen erschüttert. Die 56-Jährige ist überrascht, dass offenbar niemand die Auswirkungen der Baugrube, die kürzlich hinter dem Haus gegraben wurde, im Voraus ausreichend abgeschätzt hat.

Durch die Bauarbeiten in der Parrisiusstraße wurde ein anderes Haus beschädigt.
Durch die Bauarbeiten in der Parrisiusstraße wurde ein anderes Haus beschädigt.Benjamin Pritzkuleit

Häuser in Köpenick evakuiert: Das sagt Bezirksbürgermeister Oliver Igel

Ursache für die Risse und Versetzungen ist nach Auskunft von Bezirksbürgermeister Igel eine Baugrube im hinteren Bereich der Parrisiusstraße Nummer 35. Hinter dem Haus plane ein Privatmann einen Neubau, sagt Igel. Nun ermittelt die Polizei. Sie schließe aber eine vorsätzliche Straftat aus, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte.

Die Baugrube: Bauarbeiten führten mutmaßlich zu den Schäden.
Die Baugrube: Bauarbeiten führten mutmaßlich zu den Schäden.Benjamin Pritzkuleit

Ein Prüfingenieur und das zuständige Bauamt müssen nun die Standfestigkeit der Häuser prüfen. Am Montagnachmittag war die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Wie Igel bestätigte, gehört das betroffene Haus ebenfalls einer Privatperson. Der Prüfingenieur, beauftragt vom Bauherren der Baustelle, sei noch nicht zu einer abschließenden Beurteilung gekommen. Igel korrigiert die Zahl der geretteten Bewohner nach unten. Der Berliner Zeitung sagt er: „Es sind maximal 30 gerettete Personen. Wir haben nur 19 Hotelzimmer vergeben.“     

Igel zieht indirekt einen Zusammenhang zu der Baustelle am Alexanderplatz, wegen der die U2 mehrere Monate nur eingleisig fahren könnt. „Es wird in letzter Zeit viel zu schnell gebaut“, sagt er über die Bauarbeiten in der Parrisiusstraße, die hier offenbar ein anderes Wohnhaus beschädigt haben. „Es muss viel zu schnell gehen, uns ist als Bezirksamt bei Neubauten die Prüfgenehmigung entzogen worden.“ Das Bauamt des Bezirks Treptow-Köpenick werde erst gerufen, wenn bereits Schäden entstanden sind. So wie in diesem Fall.