Macron: Frankreich will nicht Russland zerschmettern – Moskau erwidert
Macron zeigte sich in München prinzipiell verhandlungsbereit. Am Ende müsse mit Moskau ein Dialog aufgebaut werden, sagte er. „Vergessen Sie Napoleon nicht“, lautete Russlands Antwort.

Nach Meinung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nur durch Verhandlungen ein Ende finden. „Ich will die Niederlage Russlands in der Ukraine und ich will, dass die Ukraine ihre Position verteidigen kann, aber ich bin überzeugt, dass das letztlich nicht militärisch abgeschlossen wird“, sagte Macron französischen Medien. In dem Interview der Zeitungen Le Figaro und Le Journal du Dimanche sowie des Senders France Inter führte Macron aus: „Keine der zwei Seiten kann vollständig siegen.“ Die Folgen der Mobilmachung seien nicht so groß wie beabsichtigt und diese stoße auch an Kapazitätsgrenzen.
Macron bekräftigte, dass es nun eine Militäroffensive der Ukraine brauche, um Russland an den Verhandlungstisch zurückzuholen. Er glaube aber nicht, dass Russland auf seinem eigenen Boden angegriffen werden sollte, wie einige meinten. Diese Beobachter wollten vor allem Russland zerschmettern und dies sei niemals die Position Frankreichs gewesen und werde es niemals sein.
Nachfolger Putins könnten schlimmer sein
Zweifel äußerte Macron an der Möglichkeit erheblichen innenpolitischen Drucks in Russland. „Glauben wir wirklich, dass eine demokratische Lösung aus der aktuellen russischen Zivilgesellschaft hervorgehen wird nach diesen Jahren der Verschärfung und mitten im Konflikt? Ich wünsche es mir sehr, aber ich glaube nicht wirklich daran.“ Zu möglichen Nachfolgern des russischen Präsidenten Wladimir Putin innerhalb des aktuellen Systems sagte Macron, dass sie ihm schlimmer erschienen.
Laut New York Times zeigte sich Macron verhandlungsbereiter als Bundeskanzler Scholz auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Er benutzte „Worte wie ‚Dialog‘ und ‚Wiedereinbindung‘, um eine mögliche künftige Interaktion mit Russland zu beschreiben – Begriffe, die Olaf Scholz, der deutsche Bundeskanzler, in einer Rede unmittelbar vor Macrons Rede vermied, die einheitlich entschlossen war und keine Vorhersage über ein Ende des einjährigen Krieges enthielt“, hieß es in der New York Times über die Unterschiede zwischen der deutschen und der französischen Position. Momentan sei der Zeitpunkt für einen Dialog aber nicht gekommen, sagte Macron laut New York Times. Anders als Scholz soll er aber gesagt haben, dass der Krieg mit einem „Sieg“ der Ukraine enden müsse.
Kreml erzürnt: Ist Macron ein Wendehals?
Russlands Reaktion auf Macrons Aussagen ließ indes nicht lange auf sich warten. Demnach verunglimpfte Russland am Sonntag den Wunsch Macrons, berichtet der französische Nachrichtensender i24News. So behauptete Moskau, dass es sich noch an das Schicksal von Napoleon Bonaparte erinnere, und beschuldigte den französischen Präsidenten der „Doppelzüngigkeit“ in seiner Beziehung zu Russland.
Der Westen habe sich auf Diskussionen über einen Regimewechsel in Russland eingelassen, Macron habe allerdings im gleichen Zeitraum wiederholt um Treffen mit der russischen Führung gebeten, erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova.

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