Angesichts der aktuell schwer kalkulierbaren Preisentwicklung werden Karnevalsfeiern in dieser Session teilweise vorgezogen. „Die Vereine haben viele Veranstaltungen jetzt schon in den November gelegt, vor allem ihre Jubiläumsfeste“, sagte der Präsident des Karnevalsverbands Berlin-Brandenburg der Deutschen Presse-Agentur vor dem Auftakt der Session. „Denn keiner weiß, wie die Situation im Januar ist.“
Am Freitag startet in den großen Städten mit der Erstürmung der Rathäuser die diesjährige Karnevalssession. Traditionell gibt es die großen Karnevalsveranstaltungen aber erst im Januar, nach der Weihnachtsruhe im Advent bis zum kirchlichen Feiertag Heilige Drei Könige.
Die Kosten gingen wegen gestiegener Energiepreise kommendes Jahr sicher in die Höhe für Veranstaltungsorte, auch in der Gastronomie, meinte Witschel. Dasselbe gelte bei Hallen für das Training der Tanzgruppen. „Aber wie genau dies verlaufen wird, kann niemand voraussagen.“ Sein Verband sei gerade in Verhandlungen um die Stadthalle Cottbus für die Fernsehgala „Heut' steppt der Adler“. „Das ist eine sehr schwierige Situation“, meinte Witschel.
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Auch für die Redner in der Bütt' seien die Zeiten deutlich rauer geworden, berichtete Witschel. „Eigentlich ist es ja das, was den Karneval ausmacht: Die Politik ein bisschen auf die Schippe zu nehmen.“ Und Themen gäbe es genügend, meinte er. „Aber man muss da schon sehr, sehr sprachgewandt sein, um erstens die Menschen mitzunehmen und zweitens nicht in das Feuer der Kritik zu geraten.“
Es sei ein schmaler Grat geworden zwischen Gegnern und Befürwortern einer Politik und die Kritiker seien meist lauter, meinte der Karnevals-Präsident. Das habe sich schon bei der Corona-Politik deutlich gezeigt. „Die Kritiker haben sich auf die Straße gestellt und haben Bambule gemacht“, meinte Witschel. Die anderen seien ruhig geblieben und hätten die Maßnahmen akzeptiert.
Vereine werden bei politischen Themen wohl deutlich zurückhaltender
Diese krassen Gegensätze schadeten auch der Karnevalskultur, bedauerte der Verbandspräsident. „Das Problem ist, dass man sich ganz schnell in die Nesseln setzen kann.“ Dies habe sich auch bei der Proklamation des Prinzenpaars in Berlin gezeigt, berichtete Witschel. „Da hat ein Büttenredner aus dem Rheinland ein bisschen versucht, die Politik auf die Schippe zu nehmen, aber die Reaktion des Publikums war sehr verhalten.“
Daher seien die Vereine bei politischen Themen auch deutlich zurückhaltender geworden, meinte Witschel. So werde bei dem Sessions-Motto eher ein vereinsinternes als ein politisches Motto gewählt, berichtete Witschel. Dies gilt auch für den Landesverband. So gehe die Jugend mit dem Motto „Unter der Kappe sind alle gleich“ in die Session. „Und wir haben als Landesverband das Thema: „Das Wir macht uns stark““, sagte Witschel. „Um aufzuzeigen, dass wir zusammenstehen.“ Nach seinen Angaben sind im Verband 117 Vereine aus Brandenburg und 20 weitere in Berlin organisiert.
