Energiekrise: Brandenburg bereitet Stromversorgung durch Kohlekraftwerk Jänschwalde vor

Eigentlich sollten Teile des Kraftwerks bereits im nächsten Jahr stillgelegt werden. Um für einen russischen Gas-Lieferstopp gewappnet zu sein, bereitet die Bundesregierung eine Versorgungsreserve vor.

Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Kraftwerks Jänschwalde der Leag.
Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Kraftwerks Jänschwalde der Leag.dpa/Patrick Pleul

Mit Blick auf die Energieversorgung im Winter gerät auch das Kraftwerk Jänschwalde (Spree-Neiße) immer mehr ins Blickfeld. Zur Absicherung der Wärmeversorgung sollen zwei Blöcke im Kraftwerk länger in der sogenannten Sicherheitsbereitschaft bleiben als geplant – allerdings nur für den Notfall. Das hatte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach klargestellt. Zuvor hatte der RBB berichtet. Leag-Sprecherin Kathi Gerstner betonte am Mittwoch auf Anfrage: „Es geht vorrangig um die Stromversorgung.“

Laufzeitverlängerung durch Bundesregierung wahrscheinlich

Das Energieunternehmen Leag bereitet sich bereits darauf vor – auch mit der Einstellung von mehr Mitarbeitenden, wie sie erklärte. Technische Anforderungen an die Blöcke für einen möglichen Einsatz würden derzeit noch geprüft. Das Unternehmen war bisher davon ausgegangen, dass Block F Ende September diesen Jahres und Block E Ende September nächsten Jahres stillgelegt werden.

Es sei aber erwartbar, dass die Bundesregierung die Verlängerung der Sicherheitsbereitschaft beschließen wird, so die Sprecherin. Dann dürfen Reserveanlagen befristet für eine von der Bundesregierung vorgegebene Zeit am Strommarkt eingesetzt werden. Der Entwurf einer Formulierungshilfe des Bundeskabinetts sieht nach Leag-Angaben vor, dass die beiden Blöcke des Kraftwerkes Jänschwalde E und F, die sich bereits in Sicherheitsbereitschaft befinden, bis zum 31. März 2024 in eine „befristete Versorgungsreserve Braunkohle“ überführt werden.

Habeck: Kohlekraft als Sicherheit für russischen Gas-Lieferstopp

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will Deutschland weiter für ein mögliches Wegbrechen russischer Gaslieferungen wappnen und dafür die Zahl der Kohlekraftwerke in Reserve ausbauen. Stillgelegte Braunkohlekraftwerke befinden sich in einer sogenannten Sicherheitsbereitschaft, damit sie bei Engpässen aushelfen können. Damit dies schneller klappt, sollen sie in eine neue Versorgungsreserve überführt werden.

Die Fernwärme-Produktion für die Stadt Cottbus und Peitz ist nach Angaben der Leag in jedem Fall über die vier Blöcke A–D sichergestellt. Diese sind nicht in Sicherheitsbereitschaft. Für die weiteren Leag-Kraftwerke Schwarze Pumpe, Boxberg und Block R in Lippendorf (Sachsen) ergebe sich nach Unternehmensangaben derzeit kein Handlungsbedarf – ihre Laufzeiten reichen entsprechend des Kohleausstiegsgesetzes über den 31. März 2024 hinaus.