Eon-Vorsitzender: „Gas erst bei den Privaten abschalten, dann bei der Industrie“

Karl-Ludwig Kley will, dass – anders als im Notfallplan vorgesehen – die Industrie Vorrang vor Privathaushalten hat.

Nach Polen und Bulgarien könnte auch Deutschland vom russischen Gas abgeklemmt werden (Symbolbild).
Nach Polen und Bulgarien könnte auch Deutschland vom russischen Gas abgeklemmt werden (Symbolbild).dpa/Gareth Fuller

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Energieversorgers Eon hat bei der Gasversorgung Vorrang für die Industrie gefordert. Gegenüber dem Manager Magazin sagte er, die Politik solle „sehr ernsthaft darüber nachdenken, ob sie die Reihenfolge nicht umdreht und erst bei Privaten abschaltet und dann bei der Industrie“.

Als Begründung führte Karl-Ludwig Kley an, dass die gesamte Volkswirtschaft und damit auch die Einkommen der Menschen daran hingen, „dass die Industrie arbeitsfähig bleibt“. Der Notfallplan Gas sieht bisher vor, dass die Bundesnetzagentur nach und nach verschiedene Industriebetriebe von der Versorgung abklemmt. Privathaushalte wären erst danach betroffen.

Kley: Nord Stream 2 war ein Fehler

Auf die Frage, ob die Prioritätsumkehr zur Folge haben könne, dass Menschen im Winter frieren müssten, antwortete Kley: „Im schlimmsten Fall, ja.“

Das Pipelineprojekt Nord Stream 2, an dem ursprünglich auch der Energieversorger Eon beteiligt war, sieht Kley inzwischen als Fehler an. „Wir alle waren zu naiv. Und es war ja auch bequem, naiv zu sein.“ Es sei richtig, dass Nord Stream 2 nun nicht kommen werde. Man werde aber noch sehr lange Gas in Deutschland brauchen, trotz des Ausbaus regenerativer Energien.

Das Gespräch führte das Manager Magazin noch vor der aktuellen Ankündigung aus Russland, Polen und Bulgarien von der Gasversorgung abzuklemmen.