Milizen wollten in Trümmern geborenes Baby aus Krankenhaus entführen

Milizen sollen mehrfach versucht haben, das unter Erdbebentrümmern gefundene „Wunderbaby“ aus dem Krankenhaus in Afrin zu entführen. Der Grund: Geld.

Das Baby war nach den Erdbeben im Ort Dschindiris unter Trümmern zur Welt gekommen. Als Retter es fanden, hing es noch an der Nabelschnur.
Das Baby war nach den Erdbeben im Ort Dschindiris unter Trümmern zur Welt gekommen. Als Retter es fanden, hing es noch an der Nabelschnur.Anas Alkharboutli/dpa

Milizen sollen nach Angaben von Aktivisten dreimal versucht haben, das etwa eine Woche alte Baby zu entführen, das nach den verheerenden Erdbeben in Syrien unter Trümmern zur Welt kam. Das teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mit. Ihren Informationen nach stecken von der Türkei unterstützte Rebellen hinter den drei Entführungsversuchen innerhalb von 48 Stunden. Sie hätten das Krankenhaus in Afrin gestürmt, in dem das Baby derzeit versorgt wird, und den Direktor und Angestellte geschlagen und beleidigt.

Baby und Personal seien gesund und in Sicherheit, sagte der behandelnde Mediziner und Krankenhausleiter Attija Chalid am Dienstag.

Das Baby war nach den Erdbeben im Ort Dschindiris unter Trümmern zur Welt gekommen. Vermutet wird, dass die Mutter kurz nach der Geburt unter den Trümmern starb. Auch der Vater und vier Geschwister kamen ums Leben. Ein Retter durchtrennte die Nabelschnur mit einem Messer und zog das Kind schließlich heraus. In Medien wurde das Mädchen auch als „Wunderbaby“ bezeichnet.

Es habe zahlreiche Angebote gegeben, das Baby zu adoptieren, hieß es von der Beobachtungsstelle. Viele wollten nun versuchen, aus den auch finanziellen Angeboten Profit zu schlagen. Medienberichte, dass der Retter das Baby selbst adoptiert habe, dementierte Chalid. „Der Fall des Mädchens liegt jetzt in den Händen der Justizbehörden“, sagte Chalid.