Erste eindeutige Beweise: Darum sterben Männer früher als Frauen

Frauen werden in Deutschland im Schnitt fünf Jahre älter als Männer. US-Wissenschaftler haben in einer neuen Studie nun den Grund dafür ausgemacht.

Männer haben in Deutschland noch immer eine deutlich geringere Lebenserwartung als Frauen. (Symbolbild)
Männer haben in Deutschland noch immer eine deutlich geringere Lebenserwartung als Frauen. (Symbolbild)dpa/Monika Skolimowska

Forschende der University of Virginia haben herausgefunden, warum Männer im Schnitt früher sterben als Frauen. Wie aus ihrer Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Science, hervorgeht, beschleunigt ein schrittweiser Verlust des Y-Chromosoms das Altern. Dabei werden altersbedingte Krankheiten begünstigt und insbesondere das Herz geschädigt.

Bereits seit den 1960er-Jahren ist bekannt, dass das biologisch männlich definierende Y-Chromosom mit zunehmendem Alter aus den Zellen verschwindet. Der Verdacht lag nahe, dass dieser Verlust mit einer geringeren Lebenserwartung in Verbindung stehen könnte. Doch bislang war nicht bekannt, ob der Abbau des Y-Chromosoms die Ursache oder eine Auswirkung des früher eintretenden Todes war. Die US-Wissenschaftler haben nun das Verschwinden des Chromosoms als Ursache erkannt.

Versuch mit Mäusen gibt entscheidenden Aufschluss

Nicht alle Männer sind demnach von dem Chromosom-Verlust betroffen. Analysen zeigten den Abbau bei 40 bis 57 Prozent der Männer in einem Teil der weißen Blutkörperchen. Bei älteren Testpersonen seien davon bis zu 80 Prozent der Leukozyten betroffen. Der Grund: Manchmal werde das Y-Chromosom nicht bei der Zellteilung kopiert, denn es trage weniger als ein Zehntel der Gene des X-Chromosoms, schreibt National Geographic. Das geschehe besonders bei sich schnell verändernden Zellen, wie etwa Blutzellen.

In einem Versuch mit Mäusen konnten die Forscher die Auswirkungen eines fehlenden Y-Chromosoms testen, indem sie jungen männlichen Mäusen verändertes Knochenmark ohne Y-Chromosomen injizierten. Die Folgen waren Herzschwäche und ein früherer Tod.

Neue Behandlungschancen könnten Leben von Männern verlängern

Die stark schädliche Wirkung des Chromosomenschwunds auf das Herz erklären die Forschenden damit, dass Makrophagen, die in dem genetisch veränderten Knochenmark entstehen, in dieses eindringen. Sie begünstigen Fibrose, eine krankhafte Vermehrung von Gewebe, auf die eine Verhärtung folgt. Das wirkt sich negativ auf die Herzfunktionen aus.

Weil dieser Zusammenhang nun erstmals klar ist, kann nach Lösungen gesucht werden, die das Leben von Männern verlängern. Eine gezielte medikamentöse Behandlung der Fibrose könnte Männern zum Beispiel zu einem längeren und gesünderen Leben verhelfen. Sogar bereits zugelassene Medikamente könnten unter Umständen dafür eingesetzt werden, heißt es in dem Bericht.

Laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung werden Männer in Deutschland aktuell durchschnittlich 78,6 Jahre alt. Mit im Schnitt 83,4 Jahren sterben Frauen etwa fünf Jahre später.