Washington-Ein früherer Dolmetscher von US-Präsident Joe Biden sitzt einem Medienbericht zufolge in Afghanistan fest. Der Afghane, der 2008 an einer Rettungsmission für Biden und zwei weitere US-Politiker teilgenommen hatte, habe keine rechtzeitige Ausreisegenehmigung bekommen, berichtete das Wall Street Journal. Aus Angst vor Vergeltung der Taliban sei er nun gemeinsam mit seiner Familie untergetaucht und hoffe auf Hilfe aus Washington.
„Hallo Herr Präsident: Retten Sie mich und meine Familie“, sagte der Übersetzer der Zeitung in einem an Biden gerichteten Hilferuf. „Vergessen Sie mich hier nicht.“
“Mr. President...Don’t forget me here.” An Afghan interpreter who 13 years ago helped rescue Joe Biden was left behind Monday when the U.S. ended its military campaign in Afghanistan. https://t.co/9P1MJFA2AW
— The Wall Street Journal (@WSJ) August 31, 2021
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Der Mann, den das Wall Street Journal aus Sicherheitsgründen lediglich Mohammed nennt, hatte demnach regelmäßig für das US-Militär gearbeitet und Soldaten auf Kampfeinsätzen begleitet. 2008 gehörte er zu einer kleinen Eingreiftruppe, die den damaligen Senator Biden und zwei weitere US-Politiker rettete, nachdem ihr Hubschrauber wegen eines Schneesturms in abgelegenem Gebiet notlanden musste, wie ein ehemaliger Soldat der Zeitung sagte.
Biden war damals mit den Senatoren Chuck Hagel und John Kerry, dem späteren Außenminister, zu Besuch in Afghanistan. Es bestand die Sorge, dass die festsitzenden US-Politiker in den Bergen von den Taliban angegriffen werden könnten. Nach Angaben des Wall Street Journal hatte Biden diese Episode im Präsidentschaftswahlkampf 2008 als Stellvertreter von Barack Obama angeführt, um seine außenpolitische Erfahrung zu belegen.
Weißes Haus verspricht Hilfe: „Wir werden dich da rausholen“
Als Reaktion auf den Medienbericht versprach das Weiße Haus dem Dolmetscher Hilfe. „Unsere Botschaft an ihn lautet: Danke, dass du in den letzten 20 Jahren an unserer Seite gekämpft hast“, sagte eine Sprecherin. „Wir werden dich da rausholen. Wir werden deinen Dienst ehren.“
In den US-Medien häufen sich derzeit Berichte über afghanische Zivilisten, die für die US-Streitkräfte gearbeitet haben, es jedoch vor dem Ende des Truppenabzugs am Montag nicht außer Landes schafften. Sie fürchten Vergeltungsakte für ihre Tätigkeit. Präsident Biden steht wegen der Machtübernahme der Taliban und der hastigen Evakuierungsaktion für afghanische Ortskräfte stark unter Druck.
