Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson hat dessen früherer Finanzminister Rishi Sunak seinen Vorsprung vor den anderen Kandidaten vergrößert. In einer erneuten Abstimmung unter den Tory-Abgeordneten erhielt Sunak 115 Stimmen und lag damit deutlich vor den anderen Bewerbern, wie die Partei am Montagabend mitteilte. Auf dem letzten Platz landete der Abgeordnete Tom Tugendhat, der damit aus dem Rennen um die Johnson-Nachfolge ausscheidet.
Die Kandidaten treten seit einigen Tagen in mehreren Wahlrunden gegeneinander an, wobei die am schlechtesten abschneidenden Bewerber ausscheiden. Dadurch schrumpfte das Feld immer weiter zusammen. Nach der Abstimmung vom Montag sind nun noch vier Bewerber im Rennen. Neben Sunak sind dies die frühere Verteidigungsministerin Penny Mordaunt, Außenministerin Liz Truss und die frühere Gleichberechtigungsministerin Kemi Badenoch.
Mordaunt kam bei dem Votum am Montag auf 82 Stimmen, Truss auf 71, Badenoch auf 58 und der Letztplatzierte Tugendhat auf 31. Bis Mittwochabend soll durch weitere Abstimmungsrunden die Entscheidung über die zwei Kandidaten für die Stichwahl fallen. Die Wahl des Johnson-Nachfolgers obliegt dann den Mitgliedern der Tory-Partei. Am 5. September soll der neue Parteivorsitzende benannt werden, der dann auch das Amt des Regierungschefs von Johnson übernimmt.
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Hitzige TV-Duelle
Im Nachfolge-Rennen gab es bereits zwei Fernsehdebatten, wobei es beim zweiten TV-Duell am Sonntag sehr hitzig zuging und sich die Kandidaten persönlich angriffen. Am Montag dann wurde eine eigentlich für Dienstagabend geplante dritte Fernsehdebatte abgesagt, weil Sunak und Truss eine Teilnahme verweigerten. Abgeordnete der regierenden Tories hatten sich zuvor besorgt gezeigt, dass durch den öffentlichen Streit der Bewerber das Ansehen der Partei Schaden nehmen könnte.
Johnson war am 7. Juli durch eine parteiinterne Revolte gegen seine viel kritisierte Amtsführung zum Rücktritt als Parteivorsitzender gezwungen worden, was auch das Aus für sein Regierungsamt bedeutete. Er will aber noch bis zur Bestimmung des Nachfolgers Premierminister bleiben.
Labour-Partei fordert einen sofortigen Abgang von Boris Johnson
Die oppositionelle Labour-Partei fordert dagegen einen sofortigen Abgang Johnsons. Labour-Chef Keir Starmer wollte den Premierminister durch einen Vertrauensantrag stürzen, die Tories durchkreuzten diese Pläne aber, indem sie eine eigene Vertrauensabstimmung über die gesamte Regierung ansetzten. Die Regierung gewann diese Abstimmung am späten Montagabend im Unterhaus wie erwartet mit einer Mehrheit von 349 zu 238 Stimmen.
Bei der vorausgegangen Parlamentsdebatte hatte Johnson sich „stolz“ auf die Arbeit seiner Regierung gezeigt. „Ich denke, das ist eine der dynamischsten Regierungen der Neuzeit.“ Der Premier führte unter anderem die Corona-Impfkampagne und die Unterstützung für die Ukraine angesichts des russischen Angriffskriegs gegen das Land an.
