Tschechien: Ehemaliger Nato-General gewinnt Präsidentenwahl
Der frühere Generalstabschef Petr Pavel will als neuer Staatschef für Sicherheit und Ordnung sorgen.

Prag-Mit seinem Versprechen, „die Ordnung wiederherzustellen“, hat Petr Pavel die Präsidentschaftswahl in Tschechien gewonnen. In der Stichwahl am Freitag und Samstag setzte sich der pensionierte General klar mit rund 58 Prozent der Stimmen gegen den Milliardär und populistischen Ex-Regierungschef Andrej Babis durch.
Ganz Militär, stellte Pavel im Wahlkampf den 10,5 Millionen Tschechen in Aussicht, als Staatschef für Sicherheit zu sorgen. „Ich kann die Tatsache nicht ignorieren, dass die Menschen hier zunehmend Chaos, Unordnung und Unsicherheit empfinden. Dass der Staat irgendwie aufgehört hat zu funktionieren“, schrieb Pavel auf seiner Wahlkampf-Website. „Wir müssen das ändern. Wir müssen uns an die Regeln halten, die für alle gleichermaßen gelten werden.“
Bei seiner Stimmabgabe am Freitag sagte Pavel, er wolle ein „würdiger Präsident“ sein. „Ich werde Ihnen keine leeren Versprechungen machen, sondern die Realität so beschreiben wie sie ist“, fügte er hinzu.
Petr Pavel arbeitete für den Geheimdienst
Der 61-Jährige wuchs in der kommunistischen Tschechoslowakei auf und begann schon als Jugendlicher mit der militärischen Ausbildung. Er besuchte ein Militärgymnasium, studierte an einer Militäruniversität und stieg schnell in der Armee auf. Pavel trat der Kommunistischen Partei bei und ließ sich zum militärischen Geheimdienstagenten ausbilden - beides werfen ihm seine Gegner bis heute vor.
„Ich wurde in eine Familie hineingeboren, in der eine Parteimitgliedschaft als normal galt“, erklärte Pavel auf seiner Website. „Ich hatte nicht genügend Information und Erfahrung, um den kriminellen Charakter des Regimes zu beurteilen. Jetzt weiß ich, dass es ein Fehler war.“
Nach der politischen Wende 1989 gab Pavel zwar sein Parteibuch ab, die Geheimdienstausbildung setzte er jedoch fort. Auch seine militärische Karriere ging weiter. Als Elite-Fallschirmjäger half er 1993, französische Truppen aus serbisch-kroatischem Kriegsgebiet zu befreien.
Nachdem die Tschechische Republik 1999 der Nato beigetreten war, arbeitete Pavel drei Jahre beim Regionalkommando der Allianz in den Niederlanden. Später studierte er Internationale Beziehungen und schloss mit einem Master am King's College in London ab, bevor er zum Generalstabschef der tschechischen Armee aufstieg.
Hochdekorierter Nato-General tritt 2018 aus der Armee aus
2015 ernannte die Nato Pavel zum Leiter des Militärausschusses, der höchsten militärischen Instanz des Bündnisses. 2018 schied Pavel aus der Armee aus - hochdekoriert mit einer Reihe von Auszeichnungen wie der Legion of Merit der US-Streitkräfte und dem französischen Croix de Guerre für Tapferkeit.
Als die Corona-Pandemie ausbrach, gründete der pensionierte General die Initiative „Gemeinsam stärker“, um Menschen in Not zu helfen. Pavel hat zwei Söhne aus erster Ehe, seine zweite Frau Eva ist ebenfalls Soldatin. Eine große Leidenschaft des Ex-Generals ist das Motorradfahren.
„33 Jahre lang habe ich dem demokratischen und pro-westlichen Streben unseres Landes gedient“, empfahl sich Pavel als Präsident. „Ich glaube, dass meine Taten deutlich zeigen, für welche Werte ich stehe, und dass ich bereit bin, hart für deren Erhalt zu kämpfen.“ Er steht auch klar für eine Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland.
Der Mann mit dem akkuraten silbergrauen Vollbart folgt auf Milos Zeman, der nach zehn Jahren als tschechischer Präsident aus dem Amt scheidet. Im März zieht Pavel in die Prager Burg ein. Als Präsident wird er in erster Linie repräsentative Aufgaben haben. Dennoch kann Pavel mit dem Amt an seine militärische Karriere anknüpfen, denn der Staatschef ist in Tschechien zugleich der Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
