Ex-RBB-Rundfunkratschefin: 60.000 Euro Bonus bei ARD „nicht ungewöhnlich“

Führungspersonen beim RBB sollen jährlich Zehntausende Euro an Bonuszahlungen erhalten haben. Im ARD-Vergleich seien solche Summen „nicht auffällig“ gewesen.

Friederike von Kirchbach, ehemalige Vorsitzende des RBB-Rundfunkrates, wird im Brandenburger Landtag als Zeugin vernommen.
Friederike von Kirchbach, ehemalige Vorsitzende des RBB-Rundfunkrates, wird im Brandenburger Landtag als Zeugin vernommen.Soeren Stache/dpa

Die frühere Vorsitzende des RBB-Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, hat das im Sommer aufgedeckte Bonussystem im Sender als „nicht ungewöhnlich“ eingeschätzt. „Diese Summen waren im ARD-Kontext nicht auffällig“, sagte von Kirchbach am Freitag im Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags. „Ich weiß, dass es sie gab, aber ich bin nicht einbezogen worden in die Art und Weise.“ Sie habe auch eine Gesamtsumme der jährlich gezahlten Prämien gekannt. „Ich hätte als Rundfunkratsvorsitzende unbequeme Fragen stellen können“, räumte von Kirchbach ein. Das habe sie versäumt.

Von Kirchbach wusste nach eigenen Angaben sowohl über das Gehalt als auch über die Bonuszahlungen an die inzwischen entlassene Intendantin Patricia Schlesinger bescheid. Im Zuge der Korruptionsaffäre um Schlesinger hatte Business Insider von internen Dokumenten berichtet, nach denen beim RBB jährlich Zehntausende Euro in Form von Bonuszahlungen ans Sender-Management flossen. Schlesinger etwa habe im Jahr 2020 eine „Zielprämie“ in Höhe von 60.000 Euro erhalten – zusätzlich zu ihrem „Grundgehalt“ von weit über 200.000 Euro pro Jahr.

Von Kirchbach: Bonuszahlungen beim RBB gab es schon seit Jahren

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) war im Sommer 2022 in eine tiefe Krise gestürzt. Dabei geht es um Vorwürfe von Vetternwirtschaft und Verschwendung gegen Schlesinger und den inzwischen zurückgetretenen Chefaufseher beim RBB-Verwaltungsrat, Wolf-Dieter Wolf. Die beiden haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen, die Ermittlungen laufen noch. In der Folge ging es auch um die Frage, ob die Kontrollgremien bei der ARD ihre Aufsichtspflichten immer angemessen ausgeübt haben.

Das umstrittene Bonussystem beim RBB soll es laut Business Insider bereits seit 2018 gegeben haben. Von Kirchbach erklärte nun im Untersuchungsausschuss, der damalige Verwaltungsratsvorsitzende Wolf habe während der konstituierenden Sitzung des Rundfunkrates in diesem Jahr auch über ein „leistungsabhängiges Vergütungssystem“ berichtet.

„Zu dem damaligen Zeitpunkt hielt ich das noch für verantwortbar“, erklärte die Ex-RBB-Rundfunkratsvorsitzende am Freitag. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe war von Kirchbach im August 2022 zurückgetreten.