Beirut-Explosion: Gefahrengut soll nach Deutschland

Ein Experte sprach von einer furchtbaren Situation, wie er sie bei der Lagerungen von Gefahrengut noch nie gesehen hätte.

Bei der Explosion in Beirut starben 2020 fast 200 Menschen.
Bei der Explosion in Beirut starben 2020 fast 200 Menschen.dpa/Marwan Naamani

Beirut-Die nach der Explosion in Beirut geborgenen Abfälle und Gefahrengüter sollen nach Deutschland verschifft und hier entsorgt werden. Wie der Chef der Firma Höppner aus Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, sei die Erde im Hafenbereich stark kontaminiert und müsse drei bis vier Meter tief abgetragen werden.

Höppner ist gemeinsam mit der Firma Combi Lift aus Bremen für die Bergung und Entsorgung von 52 Containern zuständig. Die Beiruter Hafenbehörde hatte den Auftrag nach der Explosion im August 2020 vergeben.

Die deutschen Experten fanden bei der Bergung der Chemikalien nach eigenen Angaben bestürzende Verhältnisse vor. Demnach wurden große Mengen toxischer und leicht entzündbarer Stoffe mehrere Jahre lang ohne besondere Sicherungsmaßnahmen gelagert. Zum Teil hätten die Chemikalien Kanister und Container durchfressen und seien ausgelaufen, hieß es.

Von dort aus gelangten sie mit hoher Gewissheit ins Meer, so Höppner-Chef Michael Wentler. Die Container mit den Chemikalien standen Wentler zufolge zum Teil bereits seit zehn oder 20 Jahren im Hafen. Er sprach von einer „furchtbaren Situation“, wie er sie bei der Lagerung von Gefahrgut noch nie erlebt habe. 

Woher die Stoffe stammen und warum sie nicht weggeschafft wurden, gilt als unklar. Darauf gebe es keine klare Antwort, da das alles schon vor vielen Jahren passiert, sagte der libanesische Minister für öffentliche Arbeiten, Michel Nadschar, der dpa. Eine Erklärung sei, dass manchmal das Ladungsverzeichnis eines Schiffes nicht dem tatsächlich importieren Material entspreche.

Bei der Explosion starben 2020 mehr als 190 Menschen. Sie soll durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die bisherigen Erkenntnissen zufolge jahrelang ohne angemessene Sicherungsmaßnahmen im Hafen lagerten.