Falsche Daten: Viele „Corona-Patienten“ liegen nicht wegen Corona im Krankenhaus
Wenn Corona-positive Patienten wegen eines Beinbruchs oder des Blinddarms ins Krankenhaus kommen, zählt das Robert Koch-Institut sie trotzdem als Corona-Patienten.

Das Robert Koch-Institut steht erneut in der Kritik. Im Zuge der Omikron-Welle liegen immer häufiger Bürger in Krankenhäusern, die aufgrund einer positiven Testung zwar offiziell als Covid-Patienten gemeldet werden, in Wahrheit aber wegen einer anderen Krankheit medizinisch behandelt werden. Die Bild berichtet, dass etwa im Saarland in den vergangenen zwei Wochen nur jeder vierte offiziell gemeldete Corona-Patient tatsächlich wegen Covid im Krankenhaus lag. Im Dezember war es demnach noch jeder zweite. Alle Fälle fließen ohne Rücksicht auf den eigentlichen Hospitalisierungsgrund dennoch in die Sieben-Tage-Inzidenz des Robert Koch-Instituts ein.
In Bremen etwa hatten laut Bild vergangene Woche nur 40 Prozent der Corona-Patienten den Einweisungsgrund Covid, bei 60 Prozent wurde Corona nebenbei festgestellt. Auch hier waren die Anteile vor der Omikron-Welle höher: Im Dezember waren 68 Prozent wegen Corona im Krankenhaus, 32 Prozent aus anderen Gründen. In Rheinland-Pfalz lagen in den vergangenen zwei Wochen 44 Prozent der offiziell gemeldeten Corona-Patienten wegen des Virus dort, 56 Prozent aus anderem Grund.
Die Omikron-Variante des Coronavirus gilt zwar als deutlich ansteckender als vorherige Varianten. Krankenhausdaten zeigen jedoch, dass Ansteckungen häufig milder verlaufen als bei der Delta-Variante. Der Anteil der Intensivpatienten sinkt entsprechend. Waren am 25. Dezember noch knapp 20 Prozent der Intensivbetten laut RKI mit Corona-Patienten belegt, sind es einen Monat später nur noch knapp elf Prozent.
„Große Schwächen, Daten richtig zu erheben und richtig einzuordnen“
Der Grünen-Politiker Dieter Janecek kritisierte die ungenaue Datenerfassung. „Es macht natürlich einen großen Unterschied, ob Menschen aufgrund oder bereits mit einer Infektion ins Krankenhaus kommen“, sagte er der Zeitung. Der Vorgang zeige einmal mehr, „dass wir in der Pandemie große Schwächen haben, Daten richtig zu erheben und richtig einzuordnen.“ CDU-Politiker Erwin Rüddel sagte, es sei an der Zeit, „zu einem realistischen Bild der Pandemie zu kommen“.
Der frühere SPD-Politiker und jetzige Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, warnte unterdessen am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin: „Wir werden auch in den kommenden Tagen und wahrscheinlich Wochen eine hohe Dynamik neuer Zugänge in die Krankenhäuser erleben.“ Zugleich kündigte er an, dass ungeimpfte Beschäftigte in Kliniken ab 15. März damit rechnen müssen, ohne Lohnfortzahlung freigestellt zu werden.
