Panama Papers: Whistleblower kritisiert Bundeskriminalamt

In einem Spiegel-Interview kritisiert der anonyme Tippgeber auch das BKA. Man habe Versprechen gebrochen und ihn und seine Familie damit in Gefahr gebracht.

2017 leakte der anonyme Whistleblower vertrauliche Unterlagen, die unter anderem Steuerdelikte zahlreicher Politiker und Prominenter offenlegten. (Symbolbild)
2017 leakte der anonyme Whistleblower vertrauliche Unterlagen, die unter anderem Steuerdelikte zahlreicher Politiker und Prominenter offenlegten. (Symbolbild)Imago/Shotshop

Sechs Jahre nach den aufsehenerregenden Enthüllungen um teils illegale Briefkastenfirmen und Offshore-Konten zahlreicher Politiker und Prominenter übt der Whistleblower hinter den Panama Papers scharfe Kritik am Vorgehen des BKA. „Leider würde ich niemandem raten, den Versprechungen des deutschen Staates zu vertrauen“, sagte John Doe (etwa: Max Mustermann) im Interview mit dem Spiegel.

Er bestätigte, dass er die vertraulichen Dokumente nicht nur an Journalisten weitergeleitet, sondern auch an das Bundeskriminalamt verkauft habe. „Ich war von Anfang an bereit, mit Regierungsbehörden zusammenzuarbeiten, weil mir klar war, dass die in den Panama Papers beschriebenen Verbrechen strafrechtlich verfolgt werden müssen“, sagte Doe. Das BKA sei zunächst die erste Wahl gewesen.

Whistleblower: Von den deutschen Behörden alleingelassen

Für Deutschland habe sich der Whistleblower vor allem deshalb entschieden, weil die Bundesregierung ihm glaubwürdig versichert habe, auch seine Familie zu schützen. Sobald die Ermittler in den Besitz der Unterlagen gelangt waren, sei Doe jedoch „auf sich allein gestellt“ gewesen. Darüber hinaus habe die Bundesbehörde auch finanzielle Absprachen gebrochen.

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Nach Does Empfinden hat die deutsche Regierung nicht das angemessene Maß an Interesse an dem Fall gezeigt. Auch habe man wiederholt die Analyse weiterer belastender Dokumente aus der „Offshore-Welt“ abgelehnt. „Hätte die deutsche Regierung die wahre Tragweite der Panama Papers  erkannt, hätte sie sicher ganz anders gehandelt“, so der Whistleblower.

Bericht: 1,3 Milliarden Dollar durch Panama Papers eingetrieben

Im Jahr 2015 hatte der anonyme Tippgeber etwa 11,5 Millionen Dokumente aus der Kanzlei des panamaischen Finanzdienstleisters Mossack Fonseca an die deutschen Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer weitergeleitet – mit denen er nun auch das erste Interview seit den Enthüllungen führte.

Infolge der Veröffentlichung traten der isländische Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson und der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif von ihren Ämtern zurück. Auch der ehemalige britische Premier David Cameron und Fußballstar Lionel Messi waren aufgeführt. Laut dem Spiegel konnten Behörden durch die Panama Papers zudem etwa 1,3 Milliarden Dollar an Straf- und Steuerzahlungen eintreiben.