Brandenburg: Fehlendes Personal in Krankenhäusern kann zum Nadelöhr werden

Die Corona-Pause im Sommer verschaffte den Krankenhäusern etwas Luft. Sind sie für die zweite Welle des Virus gewappnet?

Carl-Thiem-Klinikum Cottbus
Carl-Thiem-Klinikum Cottbusimago images/Rainer Weisflog

Potsdam-Besorgt schauen Krankenhäuser in Brandenburg auf steigende Zahlen von Infektionen mit dem Coronavirus. Noch sei die Situation in den Krankenhäusern gut, sagte der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg, Michael Jacob, der dpa. Die angespannte Personalsituation könne aber zum Nadelöhr werden, wenn die zweite Corona-Welle in den Krankenhäusern ankomme.

Personal für die Intensivpflege zu bekommen, sei schon zu Normalzeiten schwierig, sagte Jacob. Zum Jahresanfang hätten die Krankenhäuser die Anzahl der Intensivbetten verdoppelt, nicht aber das Personal. Die derzeit geltende Pflegepersonaluntergrenze für die Intensivmedizin, nach der eine Pflegekraft maximal 2,5 Patienten am Tag und 3,5 Patienten in der Nacht betreuen soll, sei bald vielleicht nur schwer einzuhalten.

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Optimistisch stimme Jacob, dass sich die Krankenhäuser in der Zwischenphase mit niedrigen Infektionszahlen im Sommer auf eine zweite Welle vorbereiten konnten. Die Lager seien mit Schutzausrüstung voll, Verträge mit Großhändlern geschlossen worden. Hygienekonzepte wurden verbessert und umgesetzt. Engpässe dürfe es so schnell nicht geben, sagt er. Sicher sei seine Prognose aber nicht. „Ich habe keine Glaskugel.“

Im Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus ist die Lage im Augenblick „im grünen Bereich“, wie Sprecherin Anja Kabisch sagte. Seit einigen Wochen setze sich der Krisenstab wieder täglich zusammen, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Alle Dienste seien abgedeckt. „Bislang sieht es nicht so aus, als steuern wir auf eine Situation zu, in der wir den Dienst am Patienten nicht mehr meistern können“, sagte Kabisch. In die Zukunft schauen könne sie aber nicht.

Im Ernst von Bergmann-Klinikum in Potsdam gibt es derzeit keinen Personalmangel - weder in der Pflege noch bei den Ärzten, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann. Aber Betten stünden nicht unendlich zur Verfügung. Man müsse schauen, welche Operationen gegebenenfalls verschoben werden können, wenn die Anzahl von intensiv-medizinisch zu betreuenden Covid-Patienten steige.

Patienten sollten Krankenhäuser aber nicht aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus meiden. Die Gefahr einer Ansteckung in den Krankenhäusern sei deutlich geringer als die Gefahr, die drohe, wenn wichtige Behandlungen ausblieben. „Sonst tötet das Virus an ganz anderer Stelle“, warnte Jacob.