Fischsterben in der Oder: Polnische Behörde entdeckt mehr als 280 illegale Abflüsse
Die Wasserbehörde Polens hat widerrechtlich gelegte Abwasserabflüsse entdeckt. Wem gehören die Leitungen?

Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder hat Polens Wasserbehörde nach eigenen Angaben 282 Abwasserabflüsse ohne aktuelle wasserrechtliche Genehmigung entdeckt. Es werde derzeit geklärt, von wo aus diese Leitungen zur Oder gelegt wurden und wem sie gehören, sagte der designierte neue Chef der Wasserbehörde, Krzysztof Wos, am Dienstag. In 57 Fällen sei bereits die Polizei informiert worden.
In der Oder wurden auf polnischer und deutscher Seite in den vergangenen Wochen massenhaft tote Fische entdeckt und eingesammelt. Die Ursache für das Fischsterben ist bislang unklar. Jedoch wurde in Wasserproben sowohl in Polen als auch in Deutschland eine giftige Alge festgestellt. Auf deutscher Seite war das massive Fischsterben in der Oder am 9. August bekannt geworden.
In Polen hatte es dagegen bereits Ende Juli erste Hinweise gegeben. Die deutschen Behörden werfen der polnischen Seite vor, sie zu spät informiert und damit die Suche nach der Ursache erschwert zu haben. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hatte nach Bekanntwerden der Umweltkatastrophe den bisherigen Chef der Wasserbehörde sowie den Leiter der Umweltbehörde entlassen.
Polnische Feuerwehr hat mehr als 200 Tonnen tote Fische geborgen
Zwei Wochen nach Bekanntwerden des Fischsterbens in der Oder wird das Ausmaß der Umweltkatastrophe immer deutlicher. Die polnische Feuerwehr hat nach eigenen Angaben bislang 202 Tonnen tote Fische aus der Oder geborgen. Die Einsatzkräfte haben entlang des gesamten Flusslaufs 159 Ölsperren aufgestellt, um verendete Fische aufzufangen und zu bergen, sagte der Sprecher der Feuerwehr-Hauptverwaltung am Dienstag. Insgesamt seien 3770 Beamte der Berufsfeuerwehr und freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz.
In Brandenburg waren es nach einer früheren Mitteilung des Umweltministeriums nur etwa 36 Tonnen. Polens Regierung hatte daraufhin bemängelt, dass deutsche Behörden nur wenige Ölsperren zum Auffangen der massenweise verendeten Fische in der Oder aufgestellt haben. „Hier stellt sich wirklich die Frage, warum wir auf polnischer Seite bereits 29 Ölsperren errichten konnten, in denen Fische gefangen werden, während auf deutscher Seite trotz unserer Bitten darum bisher nur drei solcher Barrieren errichtet wurden“, sagte Vize-Außenminister Szymon Szynkowski vel Sek am Montag dem öffentlich-rechtlichen Sender Polskie Radio.
Die polnische Feuerwehr sei zudem bereit, diese Sperren auszuleihen oder sie auf der deutschen Seite zu errichten. Die Ölsperren werden im Fluss eingesetzt, um verendete Fische aufzufangen und zu bergen, bevor diese noch weiter flussabwärts treiben.
