Fischsterben: Massive Algenblüte in Oder bereits Anfang August

Experten sehen deutliche Anzeichen dafür, dass eine giftige Alge schuld am massenhaften Fischsterben ist. Was die Forscher herausfanden und welche Fragen weiterhin offen sind. 

Die Umweltkatastrophe in der Oder wird sich langfristig auf das Gewässer auswirken. 
Die Umweltkatastrophe in der Oder wird sich langfristig auf das Gewässer auswirken. dpa/Patrick Pleul

Auf der Suche nach der Ursache für das große Fischsterben in der Oder hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) weitere Erkenntnisse gewonnen. Nach Angaben der Wissenschaftler hat sich das Ausbreiten einer massiven Algenblüte im Fluss bereits Anfang August auf der Höhe von Wroclaw (Polen) gezeigt.

Auswertungen von Satellitendaten hätten vom 3. bis 4. August einen sprunghaften Anstieg der Chlorophyll-Konzentrationen im gesamten Flusslauf ergeben, wie das IGB am Donnerstag weiter mitteilte. Diese gelten als Anzeiger für die Algenblüte. Auch vom 19. bis 20. Juli seien diese Werte erhöht gewesen.

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Ob es sich um die sogenannte Goldalge (Prymnesium parvum) handele, die von den Wissenschaftlern mit Daten nach dem 6. August nachgewiesen wurde, könne nicht gesagt werden, sagte der Gewässerökologe des Instituts, Christian Wolter, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Satellitenbilder differenzieren nicht zwischen Arten. Das können auch andere Algen gewesen sein. Man bräuchte aus dem entsprechenden Gebiet Wasserproben, um das nachweisen zu können.“

Woher stammt das eingelassene Salz?

Die Experten des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei sehen deutliche Anzeichen dafür, dass eine giftige Alge schuld am massenhaften Fischsterben ist. Das starke Wachstum der Alge, die eigentlich im Brackwasser gedeiht, gehe wiederum auf einen Salzeintrag in den Fluss zurück, hatte Forscher Tobias Goldhammer gesagt. Woher das Salz stammt, ist noch immer unklar. Auch spielten laut der Wissenschaftler weitere Faktoren eine Rolle, darunter das Niedrigwasser und eine erhöhte Wassertemperatur. Das Institut hatte das Gift im Wasser der Oder nachgewiesen.

Ob die Algenblüten vom Juli und August in direktem Zusammenhang stehen, kann nach Angaben der Forscher noch nicht abschließend beurteilt werden. Deutlich erkennbar sei aber die sehr schnelle Ausbreitung der Blüte, die sich daran anschloss und die ab dem 10. August fast die gesamte Oder umfasste. In den darauffolgenden beiden Wochen gingen die Chlorophyll-Konzentrationen den Angaben zufolge wieder zurück. Erst Ende August erreichten sie wieder mittleres Niveau.

19 Fischarten nachgewiesen

Unterdessen wurden bei Beprobungen in einem Oderabschnitt in Brieskow-Finkenheerd bei Frankfurt (Oder) 19 gesunde Fischarten nachgewiesen. Das sagte der Wissenschaftler am Institut für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow (IfB), Daniel Hühn, der Deutschen Presse-Agentur. Dabei sei unter den über 1800 gefangenen Fischen vom Jungfisch bis zu mehrjährigen Fischen alles dabei gewesen. Das Institut in Potsdam forscht unter anderem zu Fischökologie in Binnengewässern.

Man bekomme allerdings bei der Stichprobe nur einen Bruchteil der Fische, die wirklich in der Oder sind, erklärte der Wissenschaftler. Sie seien mit Elektrofischerei gefangen worden, diese Methode beschränke sich auf Flachwasser und stehendes Wasser. Bei der ersten Beprobung am 19. August waren nach Angaben des Landesfischereiverbandes unter 550 gesunden Fischen 14 Arten entdeckt worden, darunter Barsche, kleine Zander, Hechte und Steinbeißer.