Forscher identifizieren riesigen Raubsaurier

Der „White Rock Spinosaurus“ war wohl mehr als zehn Meter lang. Damit ist er der vermutlich größte bisher bekannte Raubsaurier in Europa.

So könnte der „White Rock Spinosaurus“ ausgesehen haben.
So könnte der „White Rock Spinosaurus“ ausgesehen haben.dpa/Artwork: Anthony Hutchings/Eurekalert

In Großbritannien sind die Überreste des vermutlich größten bisher bekannten Raubsauriers in Europa entdeckt worden. „Das war ein riesiges, mehr als zehn Meter langes Tier“, erklärte am Donnerstag Chris Barker, ein Doktorand an der Universität Southampton, der in einer Forschergruppe an der Untersuchung der Überreste des Dinosauriers beteiligt war.

Den größten Teil der Knochen hatte der bekannte britische Fossiliensammler Nick Chase auf der Isle of Wight gefunden, der vor Southampton im Ärmelkanal gelegenen größten britischen Insel. Doktorand Barker erklärte, es seien zwar nicht besonders viele Knochen gefunden worden. Er ergänzte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP aber: „Die Zahlen lügen nicht – er ist größer als das größte bisher bekannte Exemplar“ in Europa.

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Aasfresser machten sich wohl über den Spinosaurier her

Der an der Studie zu dem Fossil nicht beteiligte US-Paläontologe Richard Holtz erklärte, der Dinosaurier scheine „tatsächlich größer zu sein“ als der bis dahin größte Raubsaurier Europas, dessen Reste 2014 in Portugal entdeckt worden waren. Die Forschergruppe der Universität Southampton identifizierte anhand der Knochen eine bisher unbekannte Dinosaurierart – und bezeichnete sie vorläufig als „White Rock Spinosaurus“, wie sie in einer in der Fachzeitschrift PeerJ veröffentlichten Studie schrieb. Die Tiere dieser Saurierart lebten demnach in der frühen Kreidezeit, etwa vor 125 Millionen Jahren.

Die Fossilien – darunter Beckenknochen und Rückenwirbel – stammen von einem zweibeinigen Dinosaurier mit einem krokodilähnlichen Kopf, schreibt die Universität. An den Überresten sei zu erkennen, dass sich nach dem Tod wohl eine Reihe von Aasfressern über den Spinosaurier (wissenschaftlicher Name der Gruppe: Spinosauridae) hergemacht haben. Im vergangenen Jahr hatten die Forscher aus Southampton bereits Erkenntnisse über die Erforschung zweier ähnlicher Arten veröffentlicht. Laut einer weit verbreiteten wissenschaftlichen Theorie hängt die Schädelform der Spinosaurier damit zusammen, dass sie sowohl im Wasser als auch zu Land Tiere erbeuteten.

Spinosaurier könnte ursprünglich aus Westeuropa stammen

Forscher Barker erklärte, dass das Exemplar somit der jüngste Spinosaurus sei, der je in Großbritannien gefunden wurde – zwei oder drei Millionen Jahre jünger als der relativ bekannte Baryonyx.

Der neue Fund stütze die Annahme, dass der Spinosaurier ursprünglich aus Westeuropa stamme und sich dort in mehrere Arten aufgespalten habe, bevor er sich weiter verbreitet habe, schreiben die Forscher. Sie wollen nun dünne Schichten der gefundenen Materialien unter dem Mikroskop untersuchen, um das Alter und weitere Informationen über das Wachstum des Raubtieres herauszufinden.