Frankreichs Corona-Notbremse greift erst ab Inzidenz von 400

Präsident Emmanuel Macron hat seinen Corona-Fahrplan f��r die nähere Zukunft vorgestellt. Mediziner kritisieren seine Vorhaben. 

Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich.
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich.AFP/Ludovic Marin

Paris-Auch in Frankreich gibt es nun erstmals eine Corona-Notbremse wie in Deutschland. Präsident Emmanuel Macron hat sie mit seinem Fahrplan für Lockerungen ab Mai vorgestellt. Allerdings hängt die französische Notbremse so hoch, dass Experten massive Zweifel an ihrer Wirksamkeit haben.

Viele Gesundheitsexperten halten dies für riskant. Der Präsident der Krankenhausgesellschaft FHF, Frédéric Valletoux, verwies auf den anhaltenden „Kampf in den Kliniken“ mit 300 bis 400 täglichen Todesfällen und immer noch fast 6000 Corona-Patienten auf den Intensivstationen.

Gastronomen begrüßen schrittweise Öffnung ab 19. Mai

Die Betreiber von Cafés, Restaurants und Kulturstätten begrüßten Macrons Ankündigung, ab dem 19. Mai wieder schrittweise öffnen zu können. Dann soll zunächst die Außengastronomie wieder starten, auch Theater, Museen und Kinos können öffnen. Dies sei ein „guter Weg“, erklärte der Arbeitgeberverband Medef. Bis Ende Juni sollen die meisten Corona-Auflagen ganz fallen.

Nach den Worten Macrons wird die Bremse gezogen, wenn in einer Großstadt oder einem Département „der Inzidenzwert erneut auf 400 Infektionen pro 100.000 Einwohner steigt“ – wie derzeit in Paris. Zudem soll die Impfkampagne ausgeweitet werden. Ab diesem Samstag können sich alle Menschen ab 18 Jahren mit Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck impfen lassen, ab Mitte Mai alle Bürger ab 50. Zum 15. Juni soll die Impfpriorisierung ganz fallen. In Deutschland greift die Bundes-Notbremse ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100.

Sorge bereiten allerdings hoch ansteckende Corona-Varianten: Im Pariser Großraum geht inzwischen mehr als jede zehnte Neuinfektion auf die südafrikanische oder brasilianische Mutante zurück, auch mehrere Fälle der indischen Variante wurden in Frankreich erstmals festgestellt. Die Bundesregierung bestätigte unterdessen, dass der französische Verwaltungsbezirk Moselle an der Grenze zum Saarland und zu Rheinland-Pfalz nicht mehr als „Virusvariantengebiet“ gilt. Dort konnte die südafrikanische Mutante zurückgedrängt werden. Grenzpendler können auf Erleichterungen bei der Testpflicht hoffen.