Frauenhäuser im vergangenen Jahr fast immer voll belegt – auch in Berlin

An den meisten Tagen im Jahr gibt es in den Frauenhäusern keinen freien Platz mehr. Besonders im August und Dezember war die Lage schlecht.

Die Überbelastung der deutschlandweiten Frauenhäuser stellt ein großes Problem dar. Schutzsuchende bekommen in 75 Prozent der Fälle keine Zuflucht. 
Die Überbelastung der deutschlandweiten Frauenhäuser stellt ein großes Problem dar. Schutzsuchende bekommen in 75 Prozent der Fälle keine Zuflucht. Maja Hitij/dpa

Viele Frauenhäuser in Deutschland sind einem Bericht zufolge im vergangenen Jahr überlastet gewesen. Im Schnitt waren die ausgewerteten 200 Frauenhäuser an 303 Tagen voll belegt, wie das Recherchenetzwerk Correctiv am Montag berichtete. Demnach war die Situation in Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein besonders schlecht: Dort waren die Frauenhäuser an neun von zehn Tagen voll ausgelastet.

Correctiv berichtete, die Frauenhäuser seien nahezu dauerhaft an der Belastungsgrenze von 75 Prozent gewesen. Im August und im Dezember hätten es Frauen besonders schwer gehabt, einen Platz zu finden. Im Mittel habe es dort nur an drei Tagen im Monat freie Plätze gegeben.

Bundesweit fehlen dem Bericht zufolge knapp 3500 Frauenhausplätze. Besonders wenige Plätze gibt es demnach in Bayern, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Correctiv bezog sich auf eine Empfehlung des Europarats aus dem Jahr 2006, wonach es pro 7500 Einwohnerinnen und Einwohner einen Frauenhausplatz geben soll.

Das Recherchenetzwerk berichtete unter Berufung auf das Bundesfamilienministerium, vor kurzem habe dort der Aufbau einer „zentralen Koordinierungsstelle“ für Frauenhäuser begonnen. Auch solle sich die Datenbasis verbessern. Aktuell laufe eine repräsentative Befragung zu häuslicher Gewalt gegen Frauen und Männer.

In die Correctiv-Auswertung flossen Daten aus 200 Frauenhäusern in 13 Bundesländern ein. Dafür erfasste Correctiv ein Jahr lang die Daten der Internetseite Frauenhaus-suche.de. In Berlin, Hamburg und Bremen erfüllte kein Frauenhaus die Analysekriterien, deswegen wurde dort keine Einrichtung ausgewertet.

Frauenhäuser: In Berlin und Brandenburg fehlen fast 900 Plätze

Berlin und Brandenburg fehlen fast 900 Plätze für schutzsuchende Frauen, wie der RBB berichtete. Aktuell gibt es in Berlin sieben Frauenhäuser, die Zuflucht für Frauen und Kinder bieten sollen. Die 420 Plätze sind allerdings meist belegt und die Zuflucht Suchenden müssen weggeschickt werden. In Brandenburg ist es ähnlich: Aktuell bestehen 290 Plätze in Frauenhäusern. Schutzsuchende müssen auch hier regelmäßig weggeschickt werden, weil alle Plätze belegt sind. 

Die autonomen Frauenhäuser riefen für Dienstag zum deutschlandweiten Streik auf. Autonome Frauenhäuser sind Einrichtungen, die selbständig arbeiten, ohne einen kirchlichen oder sozialen Träger im Hintergrund. Die zentrale Protestkundgebung soll ab 13 Uhr in Berlin vor dem Brandenburger Tor stattfinden.