Frühere RAF-Terroristin Inge Viett ist tot
Viett tauchte in den 80er-Jahren in der DDR unter. 1992 wurde sie wegen versuchten Mordes an einem französischen Polizisten verurteilt.

Die frühere RAF-Terroristin Inge Viett ist tot. Dies bestätigte ihr Anwalt Sven Richwin der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Viett sei bereits am 9. Mai gestorben. Über Einzelheiten wolle er sich nicht äußern. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet, darunter die Junge Welt, die Zeitung nd und der Spiegel. Viett wurde 78 Jahre alt.
Viett kam Ende der 1960er-Jahre über die Außerparlamentarische Opposition in linksterroristische Kreise und war seit Anfang der 1970er-Jahre für die Terrororganisationen Bewegung 2. Juni und Rote-Armee-Fraktion aktiv. 1982 tauchte Viett mithilfe des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR unter und lebte dort bis 1990 unentdeckt. Im Zuge der Vereinigung flog ihre Tarnung auf und sie wurde verhaftet. 1992 verurteilte das Oberlandesgericht Koblenz sie wegen versuchten Mordes an einem französischen Polizisten während einer Verfolgungsjagd in Paris 1981.
Inge Viett wurde noch zweimal zu Geldstrafen verurteilt
Nach ihrer vorzeitigen Haftentlassung nach der Hälfte der Strafe meldete sich Viett als linke Aktivistin zu Wort. Im Oktober 2009 musste sie wegen Widerstandes gegen Polizisten beim Rekrutengelöbnis vor dem Berliner Reichstag 225 Euro Geldstrafe bezahlen. 2011 stand Viett in Berlin nochmals vor Gericht, weil sie auf der „Rosa-Luxemburg-Konferenz“ Brandanschläge auf Fahrzeuge der Bundeswehr gutgeheißen haben soll. Wieder erhielt sie eine Geldstrafe.
Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) galt in der Bundesrepublik über Jahrzehnte als Inbegriff von Terror und Mord. Ihrem „bewaffneten Kampf“ gegen das „imperialistische System“ fielen Dutzende Menschen zum Opfer – darunter hohe Repräsentanten von Wirtschaft und Politik.
RAF ermordete 34 Menschen
Vorläufer der RAF war die sogenannte Baader-Meinhof-Gruppe. Nach der Studentenrevolte der 1960er-Jahre konzentrierte diese „erste Generation“ ihre Gewalttaten bis 1972 vor allem auf US-Einrichtungen und begründete das mit dem Vietnamkrieg. Als der „harte Kern“ nach massivem Ausbau des Fahndungsapparats hinter Gittern saß, setzte die „zweite Generation“ die Terrorserie fort. Insgesamt ermordete die RAF 34 Menschen, etwa 230 wurden verletzt. Opfer waren unter anderen Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im „deutschen Herbst“.
Im März 1998 erklärte die RAF in einem letzten Schreiben ihre Auflösung: „Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte“.
