Potsdam: Ausgangssperre für Ungeimpfte
Die Stadt Potsdam und zwei Landkreise reagieren auf hohe Infektionszahlen. Ab Mittwoch gilt von 22 bis 6 Uhr eine nächtliche Ausgangssperre für Ungeimpfte.

Potsdam-In Brandenburg steigt die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen ungebremst weiter. Die Stadt Potsdam und die Landkreise Havelland und Teltow-Fläming haben deshalb am Dienstag nächtliche Ausgangssperren angeordnet. Diese gelten für Ungeimpfte – aber nicht für geimpfte oder genesene Personen. Die Regelungen treten um Mitternacht in Kraft und gelten künftig von 22 bis 6 Uhr.
Landesweit hat Potsdam die höchste Sieben-Tage-Inzidenz mit aktuell 974,1, so das Gesundheitsministerium am Dienstag. Der Landkreis Havelland kam auf 863,4, Teltow-Fläming auf 823,6. Innerhalb eines Tages wurden in Brandenburg 2834 neue Corona-Infektionen gemeldet. Am Montag waren es 702 – an den Wochenenden werden Daten aber nur schleppend und unvollständig übermittelt.
Entscheidung berücksichtigt die Lage an den Kliniken
Für die Festlegung der Ausgangsbeschränkung muss auch der Anteil der intensivmedizinisch versorgten Covid-19-Patienten an den zur Verfügung stehenden Intensivbetten berücksichtigt werden. Er darf an drei Tagen hintereinander nicht über zehn Prozent liegen. Die zusätzlichen Schutzmaßnahmen entfallen wieder, wenn an drei Tagen die Sieben-Tage-Inzidenz unter 750 und der intensivstationäre Schwellenwert unter zehn Prozent liegen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurde landesweit eine Sieben-Tage-Inzidenz von 635,3 ermittelt. Am Montag betrug der Wert 580,7, vor einer Woche 491,8. Die Sieben-Tage-Inzidenz besagt, wieviele Menschen je 100.000 Einwohner sich innerhalb von sieben Tagen nachweislich infiziert haben. Der Bundeswert liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts am Dienstag bei 553,1.
Brandenburg: Apotheker sollen Impfkampagne vorantreiben
Beim Anteil der mit Covid-19-Patienten belegten Intensivbetten zeigte die Ampel mit 15 Prozent Gelb. Die Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der binnen einer Woche in Krankenhäuser eingelieferten Covid-Patienten, betrug 2,77, womit die Ampel hier noch auf Grün stand. Bei einem Wert über drei würde sie auf Gelb umspringen. Insgesamt lagen 431 an Sars-CoV-2 Erkrankte im Krankenhaus, 115 von ihnen auf Intensivstationen.
Um die Corona-Schutzimpfungen im Land voranzubringen, sollen auch Apotheken eingebunden werden. Erste Schulungen haben am Dienstag in der Potsdamer Impfstelle Metropolishalle begonnen. Für diese Woche hätten sich bereits 65 Apothekerinnen und Apotheker für die Schulung angemeldet, so das Ministerium. Danach können sie in Apotheken, Impfstellen oder mobilen Impfteams eigenständig Impfungen verabreichen. Die Schulungen hat die Landesapothekerkammer angeboten. Festgelegt sind mindestens zwölf Fortbildungsstunden zu je 45 Minuten. Apotheken könnten eine niederschwellige Anlaufstelle bieten, um noch mehr Personen für eine Corona-Schutzimpfung zu gewinnen und somit die Impfquote steigern, sagte Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer.
Brandenburg bei der Impfquote auf dem vorletzten Platz
Die Impfquote beim vollständigen Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze liegt in Brandenburg nach Daten des Robert-Koch-Instituts bei 66,2 Prozent. Das Land ist damit im Bundesländervergleich auf dem vorletzten Rang. Eine Auffrischungsimpfung haben bislang 41,1 Prozent der Bürger erhalten.
Ärzte fordern von Bund und Land eine verlässliche Belieferung der Praxen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer. Andernfalls fürchten sie eine Stagnation beim Vorankommen der Impfkampagne im Land. „Damit wird den Arztpraxen, dem leistungsstärksten Motor in der Impfkampagne, der Kraftstoff entzogen und so die Geschwindigkeit der gesamten Impfkampagne ausgebremst“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), Peter Noack. Vor allem Biontech sei als Impfstoff gefragt. „Wenn nicht ausreichend Impfstoff geliefert wird, ist das ein echtes Problem.“
Lauterbach: Es ist genug Corona-Impfstoff vorhanden
Mit Blick auf Klagen von Ärzten über eine unzureichende Versorgung hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärt, es sei Aufgabe der Länder, diese Zuteilung vorzunehmen. Insgesamt gebe es mehr Impfstoff als nötig, um die gesamte zu Auffrischungsimpfungen bereite Bevölkerung versorgen zu können – allerdings nicht mit dem meist nachgefragten von Biontech/Pfizer, sondern vor allem mit dem von Moderna.
