Gazprom fordert Nord-Stream-1-Turbine von Siemens zurück
Aktuell fließt kein Gas durch Nord Stream 1. Eine Turbine befindet sich wegen Wartungsarbeiten in Kanada. Nun will Gazprom sie zurückhaben.

Der russische Gazprom-Konzern hat den deutschen Siemens-Konzern zur Rückgabe einer in Kanada reparierten Turbine aufgefordert, um den Weiterbetrieb der Pipeline Nord Stream 1 gewährleisten zu können.
Gazprom habe am 15. Juli einen offiziellen Antrag auf Rückgabe gestellt, erklärte das russische Unternehmen am Samstag. Ein Sprecher von Siemens Energy sagte dazu, grundsätzlich würden derzeit keine Informationen zum Zustand der Turbine herausgegeben oder dazu, wo sie sich gerade befinde.
Gazprom habe bei Siemens einen Antrag auf Erhalt der „Dokumente gestellt, die den Export der Turbine der Portowaja-Station ermöglichen“, hieß es in einer Mitteilung des russischen Konzerns mit Blick auf die Verdichterstation nahe der russischen Stadt Wyborg. Er baue darauf, „dass der Siemens-Konzern seinen Verpflichtungen zur Reparatur und Wartung von Gasturbinenmotoren, von denen die Zuverlässigkeit des Betriebs der Nord-Stream-Gaspipeline und die Erdgaslieferungen an die europäischen Verbraucher abhängen, bedingungslos nachkommt“.
Der Siemens-Sprecher verwies auf eine Erklärung des Unternehmens vom vergangenen Wochenende, darin hatte es geheißen: „Aktuell arbeiten unsere Experten mit Hochdruck an allen weiteren formalen Genehmigungen und der Logistik.“ Ziel sei es, „die Turbine so schnell wie möglich zu ihrem Einsatzort zu transportieren“. Sonst gab es keinen weiteren Kommentar von Siemens Energy.
Noch ist offen, ob nach der Wartung von Nord Stream 1 weiter Gas fließt
Durch Nord Stream 1 fließt seit dem 11. Juli wegen Wartungsarbeiten kein Gas mehr; ob Russland nach Beendigung der Arbeiten, deren Dauer Berlin mit etwa zehn Tagen veranschlagt, den Gashahn wieder aufdreht, gilt als offen. Schon seit Mitte Juni hatte Gazprom unter Verweis auf die defekte Turbine die Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline stark gedrosselt.
Wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland war zunächst nicht klar, ob die Rücksendung der inzwischen reparierten Turbine aus Kanada möglich sein würde. Am vergangenen Wochenende gab Ottawa dann grünes Licht für die Ausfuhr nach Deutschland; der Siemens-Konzern hatte daraufhin erklärt, die Turbine so schnell wie möglich installieren zu wollen.
Der Krieg in der Ukraine hat die Gaspreise weltweit in die Höhe schnellen lassen und die Abhängigkeit Deutschlands und anderer EU-Staaten von russischen Gaslieferungen deutlich zutage treten lassen. Der Westen hatte nach Kriegsbeginn massive Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt, die Gas-Importe davon aber zunächst ausgenommen.
