Geburtsurkunden und Sterbeurkunden: Fast 2000 Anträge in Berlin unbearbeitet

Die Berliner Bezirksämter kommen mit der Ausstellung von Geburts- und Sterbeurkunden nicht hinterher. Das hat weitreichende Folgen für die Betroffenen.

Ein Aktenordner mit Schriftstücken und Dokumenten.
Ein Aktenordner mit Schriftstücken und Dokumenten.imago/McPHOTO

In Berlin warten aktuell weit über 1000 Menschen auf eine Geburtsurkunde für ihr Kind oder auf eine Sterbeurkunde für einen verstorbenen Angehörigen. Die Bezirksämter kommen mit dem Bearbeiten der Anträge und dem Ausstellen der Urkunden nicht hinterher. 1228 Anträge auf eine Geburtsurkunde sind aktuell noch unbearbeitet. 709 Anträge auf eine Sterbeurkunde liegen noch unbearbeitet in den Bezirksämtern herum. Das macht zusammen 1937 Vorgänge.

Die Zahlen (Stand Anfang August) gab die Innenverwaltung nach einer parlamentarischen Anfrage der FDP bekannt. Das Dokument ist noch nicht veröffentlicht und liegt der Berliner Zeitung exklusiv vor. 

Geburtsurkunden in Berlin: Wartezeit von bis zu sieben Wochen

Die Wartezeit für eine Geburtsurkunde beträgt beispielsweise im Bezirksamt Mitte sechs bis sieben Wochen. Hier dauert es am längsten. Bei den Sterbeurkunden ist das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf der traurige Spitzenreiter. Hier dauert es im Schnitt 25 bis 30 Tage von der Antragstellung bis zur Aushändigung der Sterbeurkunde.

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Das Verwaltungschaos hat weiterreichende Folgen. Ohne Geburtsurkunde bekommt ein Kind keine Krankenversicherung, keinen Kita-Platz und keinen Reisepass. Ohne Sterbeurkunde können keine Versicherungsansprüche geltend gemacht werden. Das Aufarbeiten von tödlichen Unfällen kann sich so dramatisch hinauszögern. Angehörige haben ohne Sterbeurkunde keine Chance auf ihr rechtmäßiges Erbe. 

Das Problem ist und bleibt der Personalmangel in Berlin. Etliche Stellen in den sogenannten Geburtenregistern der Bezirksämtern bleiben unbesetzt: zwei allein in Pankow, drei in Tempelhof- Schöneberg. In den sogenannten Sterberegistern der Ämter gibt es derzeit allein in Tempelhof-Schöneberg drei unbesetzte Stellen. 

FDP: Die Warterei in Berlin endet noch nicht einmal mit dem Tod

Die FDP-Politikerin Maren Jasper-Winter stellte die Anfrage beim Senat und bekam die Zahlen zurück. Sie sagt der Berliner Zeitung: „Die Warterei beginnt mit der Geburt und endet noch nicht einmal mit dem Tod. Es ist ein Unding, dass eine so wesentliche Aufgabe des Staates, die Ausstellung von Geburts- und Sterbeurkunden, so lange dauert.  “

Die Berliner Regierung müsse endlich in seine Verwaltung investieren. Dazu gehöre die Ausstattung und Personal, damit der „Staub aus den Amtsstuben entfernt werden kann und die Faxgeräte der Digitalisierung endlich weichen“, so Jasper-Winter.