China erzürnt: Bildungsministerin Stark-Watzinger besucht Taiwan

Zum ersten Mal seit 26 Jahren reist eine Vertreterin der Bundesregierung nach Taiwan. Die chinesische Botschaft in Berlin ist verärgert.

Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin für Bildung und Forschung
Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin für Bildung und ForschungBernd von Jutrczenka/dpa

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger reist am Montag nach Taiwan. Wie das Bildungsministerium am Freitag in Berlin ankündigte, wird die FDP-Politikerin den Inselstaat für zwei Tage besuchen und in der Hauptstadt Taipeh Vertreter der Regierung aus Forschung, Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft treffen. Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Taiwan und China hat die Reise Symbolkraft. Die chinesische Botschaft in Berlin reagierte verärgert.

Besuche von deutschen Abgeordneten hatten schon im vergangenen Herbst Verstimmungen zwischen Peking und Berlin ausgelöst. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) war 1997 der letzte Bundesminister, der Taiwan besuchte. Ziel der Reise sei es nun, „die Kooperation mit Taiwan in Wissenschaft, Forschung und Bildung zu stärken und auszubauen“. Taiwan sei H„ochtechnologiestandort und insbesondere in der Entwicklung und Produktion von Halbleitern weltweit führend“, wie es am Freitag aus Berlin hieß.

Chinesische Botschaft droht: „Niemand darf China unterschätzen“

China hat derweil Verärgerung über die geplante Reise geäußert. „Die chinesische Seite hat bereits bei den zuständigen deutschen Behörden demarchiert und großes Missfallen zum Ausdruck gebracht“, teilte die chinesische Botschaft in Berlin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Freitag mit. Eine Demarche ist im diplomatischen Umfeld ein oft mündlich vorgetragener Einspruch. Man fordere Deutschland „abermals auf, sich ohne Abstriche an das Ein-China-Prinzip zu halten“.

Weiter hieß es: „Niemand darf die Entschlossenheit Chinas unterschätzen, die nationale Souveränität und territoriale Integrität sowie Chinas Kerninteresse zu verteidigen.“

Taiwan sieht sich als unabhängig an, China betrachtet den Inselstaat aber als Teil seines Territoriums und lehnt jede Form offizieller diplomatischer Kontakte zwischen Taiwan und anderen Ländern ab. Offizielle Beziehungen zur Volksrepublik können nicht unterhalten werden, wenn es diese auch mit Taiwan gibt. Weltweit gibt es nur wenige Länder, die Taiwan diplomatisch anerkennen. Deutschland gehört nicht dazu.

Außenministerium: „Ein-China-Politik hat sich nicht geändert“

Das Auswärtige Amt erläuterte am Freitag, dass mit Taiwan unterhalb der Schwelle der völkerrechtlichen Anerkennung enge und gute Beziehungen bestünden und es regelmäßigen Austausch etwa zu Kultur und Forschung gebe. Auch gegenseitige Ministerbesuche seien „völlig normal“ und stünden im Einklang mit der von Deutschland und den europäischen Partnern seit langem verfolgten Ein-China-Politik, die sich nicht geändert habe.

Im Herbst hatten bereits zwei Bundestagsdelegationen die Insel-Republik besucht. Peking hatte verärgert reagiert. Zuvor hatte der Besuch der früheren Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, zu einer Verschärfung der Spannungen mit China geführt. Die Visite der damaligen Nummer Drei der USA war die ranghöchste seit einem Vierteljahrhundert. China reagierte mit Raketentests und Militärmanövern, bei denen eine See- und Luftblockade sowie eine Eroberung Taiwans geübt wurden.

Nach der Invasion Russlands in die Ukraine sind international die Sorgen gewachsen, dass China ähnlich gegen Taiwan vorgehen könnte. Peking hat den russischen Angriff nicht verurteilt. Chinas Präsident Xi Jinping wird an diesem Montag zum Staatsbesuch in Moskau erwartet. Im Falle eines Angriffs auf Taiwan würden auch die USA in den Konflikt gezogen, weil sie sich der Verteidigungsfähigkeit Taiwans verpflichtet haben.