Rohstoffe: Saudi-Arabien importiert mehr Öl aus Russland

Billiges russisches Öl soll in Saudi-Arabien der Stromerzeugung dienen. Der Nahost-Staat traf zudem eine historische Entscheidung in Bezug auf Israel.

Öl-Container am Flughafen von Doha. (Symbolbild)
Öl-Container am Flughafen von Doha. (Symbolbild)Imago/YAY Images

Saudi-Arabien hat im zweiten Quartal die russischen Heizöl-Importe zur Stromerzeugung verdoppelt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, fuhr das saudische Königreich von April bis Juni 647.000 Tonnen Öl über russische und estländische Häfen ein.

Im Vorjahreszeitraum betrug die Importmenge 320.000 Tonnen. Das Öl dient laut Reuters der Stromerzeugung. Eigenes Rohöl kann so exportiert werden. Saudi-Arabien benötigt jede Menge Strom zur Kühlung im heißen Sommer. Die Preisnachlässe Russlands bei Öl zeigen offenbar Wirkung: Länder wie China, Indien, einzelne afrikanische Staaten und nun auch Saudi-Arabien kaufen mehr Öl aus Russland.

Angesichts der EU-Sanktionen verkauft Russland sein Öl zu deutlich vergünstigten Preisen. Vor dem Besuch von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien öffnet das Königreich zudem seinen Luftraum für „alle Fluggesellschaften“ und geht damit einen Schritt auf Israel zu.

Biden: Luftraum-Öffnung ist bedeutend für Sicherheit Israels

Die zivile Luftfahrtbehörde Saudi-Arabiens erklärte am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter, der Luftraum werde „für alle Fluggesellschaften geöffnet, die die Anforderungen der Behörde für einen Überflug erfüllen“. Die Maßnahme ermöglicht einen Überflug für Flugzeuge von und nach Israel – und wurde von Biden als „historische Entscheidung“ gewürdigt.

Präsident Biden begrüßt und lobt die historische Entscheidung der Führung Saudi-Arabiens, den saudischen Luftraum für alle zivilen Fluggesellschaften ohne Diskriminierung zu öffnen, eine Entscheidung, die Flüge nach und von Israel einschließt“, erklärte Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan. „Diese Entscheidung ebnet den Weg für eine integriertere, stabilere und sicherere Nahost-Region, was von zentraler Bedeutung für die Sicherheit und den Wohlstand der USA und der US-Bevölkerung und für die Sicherheit und den Wohlstand Israels ist.“

Saudi-Arabien hatte bereits vor knapp zwei Jahren einem israelischen Flugzeug den Überflug auf dem Weg nach Abu Dhabi gestattet und angekündigt, dass Flugzeuge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in „alle Länder“ seinen Luftraum nutzen dürften. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel hatten zuvor unter US-Vermittlung eine Aufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart.

Saudi-Arabien hat wiederholt erklärt, keine offiziellen Beziehungen mit Israel aufnehmen zu wollen, bevor der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern beigelegt ist. Es wird erwartet, dass Biden sich bei seinem Besuch in dem Königreich für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien einsetzen wird.

Biden-Besuch in Saudi-Arabien ist politisch heikel

Eine solche Normalisierung dürfte eher in kleinen Schritten erfolgen – wie mit der Ankündigung der Öffnung des saudiarabischen Luftraums. Israel pocht seit geraumer Zeit auf eine Öffnung des Luftraums des Königreichs, um Ziele in Asien schneller anfliegen zu können. Die israelischen Behörden wollen auch, dass muslimische Pilger aus Israel direkt nach Saudi-Arabien reisen können. Bislang müssen sie kostspielige Zwischenstopps in Drittländern einlegen.

Der Besuch Bidens in Saudi-Arabien, der letzten Station der Nahost-Reise des Präsidenten, ist politisch heikel. Der US-Präsident wird am Samstag den umstrittenen Kronprinzen Mohammed bin Salman treffen, obwohl dieser US-Geheimdienstberichten zufolge hinter der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi stehen soll. Vor seiner Wahl hatte Biden noch gesagt, dass Saudi-Arabien deswegen wie ein „Paria“-Staat behandelt werden sollte.