Maren Kroymann mag ihr Alter. Die Kabarettistin und vielfach ausgezeichnete Schauspielerin ist 72 Jahre alt, und findet es schrecklich, wenn die Falten in ihrem Gesicht auf Fotos retuschiert werden. Das erzählt sie in einem Interview mit der Apotheken-Umschau am Dienstag.
Als sie in den Wechseljahren war, habe sie sich ähnlich wie in der Pubertät gefühlt: „Ich hatte plötzlich wieder Lust, kurze Röcke anzuziehen wie als junges Mädchen.“ Das sei ein Gefühl von Freiheit gewesen. Im Interview sagt Kroymann, sie freue sich, dass die Gleichberechtigung immer mehr in der Gesellschaft ankomme – durch #Metoo, die Debatten um gleiche Bezahlung und paritätische Betriebe. Die Zeiten hätten sich zum Positiven geändert. „In den 1990ern fanden das vor allem Männer in meinem Alter alles ganz furchtbar: zu feministisch, zu kritisch, zu intellektuell“, sagt Kroymann.
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Auf Fotos dürfe man ihr das Alter gerne ansehen, sie würde sich auch keiner Schönheits-OP unterziehen wollen. „Botox ist ein Nervengift und das möchte ich nicht in meinem Gesicht haben. Ich muss doch meine Gesichtszüge noch kontrollieren können. Meine Stirnfalten sind mir willkommen, ich bin 72“, sagt Kroymann.
Die Schauspielerin hat sich vor 30 Jahren als lesbisch geoutet. Seither wurde sie auch für ihr politisches Engagement für lesbische Frauen ausgezeichnet, etwa mit dem Augspurg-Heymann-Preis.
Kroymann sagt, für lesbische Frauen sei der Druck, im Alter jung auszusehen, nicht so hoch. Immerhin müsse sie keine Männer mit ihrem Äußeren beeindrucken. „Für schwule Männer und heterosexuelle Frauen ist das Älterwerden am schwierigsten“, sagt Kroymann. „Ich als Frau, die auf Frauen steht, kann gut älter werden, weil es viele Frauen gibt, die ältere Frauen gut finden. Das ist eine große Bestätigung, auch wenn ich das nicht wissen konnte, als ich mich mit Anfang 40 in eine Frau verliebt habe.“
Maren Kroymann: Das Alter ist gut, um Neues zu lernen
In ihrem Bühnenprogramm „In My Sixties“ behandelt Kroymann nach eigener Angabe die Themen des ersten sexuellen Begehrens, den „Wunsch nach Leichtigkeit, die Hoffnung auf eine Befreiung aus den verklemmt-rigiden Moralvorstellungen der Elterngeneration – die Songs der Swinging Sixties versprachen ein Leben, das bunter, wilder und schöner war“, schreibt Kroymann auf ihrer Homepage.
Mit dem Altwerden hat die 72-Jährige offenbar insgesamt keine Probleme.
Sie habe immer viel Zeit in der Natur verbracht, war früher häufig Joggen. Inzwischen geht sie Schwimmen, weil das ihren Knien besser tut. Das Kraulen habe sie sich selbst beigebracht: „Ich habe einen langen Atem, bin hartnäckig und ausdauernd. Und das Alter ist eine tolle Phase dafür, um noch etwas Neues zu lernen.“
Noch im Juli startet Kroymann einen Podcast über das Älterwerden.
