„Gewissenloses Manifest“: Berliner Politologe Münkler verurteilt Friedensaufruf
Herfried Münkler verurteilt das jüngste Friedensmanifest von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht scharf. Eines nimmt Münkler den Initiatorinnen besonders übel.

Der Berliner Politologe Herfried Münkler hat den von der Publizistin Alice Schwarzer und der Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht initiierten Friedensaufruf als „gewissenloses Manifest“ verurteilt. Schwarzer, Wagenknecht und die Unterzeichnenden des Aufrufs, der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Stopp der „Eskalation der Waffenlieferungen“ an die Ukraine und eine „starke Allianz für Friedensverhandlungen“ fordert, „betreiben mit kenntnislosem Dahergerede Putins Geschäft“, sagte der emeritierte Professor der Berliner Humboldt-Universität dem Kölner Stadt-Anzeiger am Dienstag.
Münkler wirft Schwarzer und Wagenknecht vor, mit ihrem „Manifest für Frieden“ die gesamte Idee des Pazifismus und das Grundanliegen der Friedensbewegung zu desavouieren. „Wer das Wort Frieden nicht bloß für eine beliebige Wünsch-dir-was-Vokabel hält, muss dem mit Entschiedenheit entgegentreten.“
Die Idee des Pazifismus, wie sie seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in internationale Vertragssysteme überführt worden sei, beruhe auf dem Verbot des Angriffskriegs, erklärte Münkler. Die Verteidigung gegen einen Aggressor bleibe selbstverständlich zulässig. „Das Manifest aber nivelliert fortgesetzt die Kategorien von Angriff und Verteidigung. Pazifismus ist dann nichts anderes als Unterwerfungsbereitschaft“, betonte er. Das sei er aber nie gewesen, „und was wir in diesem Papier vorgeführt bekommen, ist das Ende einer politisch ernstzunehmenden Friedensbewegung“.
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