Es ist das Finale Nummer 17: An diesem Donnerstag geht die aktuelle Staffel des ProSieben-Dauerbrenners „Germany’s Next Topmodel“ zu Ende. Fünf Kandidatinnen bewerben sich diesmal um den Titel. Heidi Klum wollte in diesem Jahr auf Diversity setzen, die negativen Schlagzeilen rund um ihre Show reißen trotzdem nicht ab.
Nun hat sich auch der bekannte YouTuber Rezo, dessen Video „Die Zerstörung der CDU“ 2019 eine breite gesellschaftliche Debatte ausgelöst hatte und der später auch Kritik am Verhalten einzelner Politiker, an der „Querdenker“-Bewegung und den Reaktionen staatlicher Institutionen und Teilen der Presse darauf übte, des Formats angenommen.
GNTM: Immer mehr Teilnehmerinnen erheben Vorwürfe
In einem gut halbstündigen Videoclip seziert der 29-Jährige, der seinen bürgerlichen Namen nicht in der Öffentlichkeit nennt, das GNTM-Format und kritisiert es scharf.
Bis Donnerstagmittag wurde das Video mit dem Titel „GNTM Exposed: Mi$$brauch, Lügen und Minderjährige“ bereits mehr als 300.000-mal angeklickt.
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Rezo weist zu Beginn darauf hin, dass immer mehr Teilnehmerinnen Vorwürfe gegen ProSieben, die Sendung und insbesondere Heidi Klum erheben. Zuletzt hatte die frühere Topmodel-Kandidatin Lijana Kaggwa ein Video veröffentlicht, in dem sie behauptete, dass gezielt Streit zwischen den Kandidatinnen geschürt werde.
Beispielsweise seien Kandidatinnen, die auf dem Laufsteg stolpern sollten, die Füße eingecremt worden. Der Sender wies die Vorwürfe zurück und prüft nun juristische Schritte.
Für ProSieben kamen die Vorwürfe zur Unzeit, auch das Rezo-Video dürfte den Verantwortlichen kaum gefallen. Der YouTuber sagte, er habe die Sendung nie verfolgt, doch er habe mit seinem Team in den vergangenen Tagen recherchiert und in diesem Zuge nun auch einige Stellen aus verschiedenen Staffeln gesehen. Sein Fazit: „Ich komm nicht darauf klar, dass diese Sendung noch nicht abgesetzt wurde.“
Ihm seien einige „Maschen“ besonders kritisch aufgefallen. So seien in praktisch jeder Staffel junge Frauen dazu gebracht worden, sich für das Fernsehpublikum zu sexualisieren. Man sehe immer wieder Mädchen und Frauen, die sich sichtlich unwohl dabei fühlten, sich so nackt und so sexy zu präsentieren, wie Klum das von ihnen verlange. Rezo zeigte dazu Ausschnitte diverser Teilnehmerinnen, die wegen der geforderten Nacktaufnahmen in Tränen ausbrachen oder Befürchtungen äußerten, Freunde und Familie könnten sie so freizügig sehen.
YouTuber Rezo kritisiert Nackt-Shootings: Kein Bestandteil des Model-Business
Inzwischen hätten die Teilnehmerinnen schon verinnerlicht, dass man sich eben ausziehen müsse, wenn man im Model-Business oder doch wenigstens in der Sendung erfolgreich sein wolle. „Ihr baut so lange Druck auf, bis eine gerade so volljährige Teenagerin irgendwann resigniert und gebrochen ist“, sagte Rezo in Richtung Klum, die die Castingshow bereits seit 2006 moderiert.
Und danach lästere Klum auch noch mit dem Fotografen über die Teilnehmerin, wie anstrengend diese gewesen sei. „Eure ganze Art ist einfach nur Abfall“, resümierte Rezo. Nacktaufnahmen seien kein normaler Bestandteil des Modelbusiness, wie es Klum immer behaupte.

Teile der Kandidatinnen seien in jeder Staffel minderjährig, konstatierte der bekannte Webvideoproduzent mit den markanten blauen Haaren. Er zeigte Beispiele aus Sendungen, in denen 16-Jährige vor der Kamera mit Männern körperlich werden oder verführerisch posen sollten.
Rezo verwendete für sein Video Einspielungen mehrerer Kandidatinnen, die von einer Isolation während der Dreharbeiten sprachen, von der Abschottung von Freunden und Familie. In der Sendung dürfen die Topmodel-Anwärterinnen zwar nach Hause telefonieren – dann ist aber die Kamera dabei.
Um genug Drama für die Produktion zu haben, würde immer wieder nachgeholfen, sagte Rezo und spielte als Beleg das Video von Lijana Kaggwa ab, die von Manipulationen am Set gesprochen hatte. Teilweise zeigte Rezo auch Ausschnitte aus der Sendung, in denen sich Klum selbst entlarvt.
Das Video sorgte im Netz für zahlreiche Reaktionen. Auch wenn viele Anwürfe gegen GNTM nicht neu oder überraschend sein mögen, äußerten sich doch viele User erschüttert. „Mir war nie bewusst, dass das sexual Ding so krass ist. Als Teenager hab ich es beim Gucken nicht realisiert, wie toxic das ist (perfekte Gehirnwäsche). Und später hab ich es nicht mehr regelmäßig geguckt. Aber wow. Das ist wirklich absurd“, kommentierte eine Nutzerin.

Oft sprechen die kurzen Schnipsel, die Rezo in seinem Video zeigt, schon für sich. Etwa die Ausschnitte aus vergangenen Jahren, in denen die Gewichtszunahme von Kandidatinnen thematisiert wurde. Rezo spricht am Ende seines Beitrags von „Opfern“ und zollt den Teilnehmerinnen, die mit ihrer Kritik an die Öffentlichkeit gingen, seinen Respekt. Die Vorwürfe seien glaubwürdig, da sie von verschiedener Seite kämen.
Der 29-Jährige äußerte als Fazit sein Unverständnis, dass die Sendung noch nicht gecancelt sei. Es gäbe „strukturelles Bodyshaming und Belege dafür, wie negativ und toxisch sich diese Sendung auf Millionen Frauen auswirkt“.
Doch daran wird Rezos Video nichts ändern: Am Donnerstagabend geht das Finale von GNTM auf Sendung. Und ein Ende ist nicht abzusehen, schließlich hat sich kürzlich Heidi Klums Tochter Leni schon als Nachfolgerin ihrer Mutter in Stellung gebracht.
