Britischen Jockeys droht Disqualifikation, wenn sie Pferde zu oft schlagen

Der britische Galopprenn-Verband führt neue Regeln für den Gebrauch der Peitsche ein. Verboten wird das Schlagen der Pferde aber nicht.

England, Oktober 1985: Der britische Jockey Lester Piggott reitet bei einem Rennen in Newbury, England. (Symbolbild)
England, Oktober 1985: Der britische Jockey Lester Piggott reitet bei einem Rennen in Newbury, England. (Symbolbild)AP

In Großbritannien könnten bald Jockeys, die ihre Pferde während des Rennens zu oft schlagen, disqualifiziert werden. Neue Regeln des Rennsportverbands British Horse Racing Authority (BHA) sollen die Peitschenhiebe beschränken. Laut einer Liste von Empfehlungen des BHA dürfen Reiter die Peitsche nur noch in Richtung Hinterhand des Pferdes halten, auch „Backhand position“ genannt. Dies soll weit ausholende Bewegungen mit dem Arm verhindern, mit denen das Pferd kräftiger geschlagen werden kann. Die neuen Regeln sollen im Herbst in Kraft treten.

Mit dem Regelkatalog soll „ein überlegter und umsichtiger Einsatz der Peitsche zur Ermutigung“ des Pferdes gefördert werden. Zudem soll „eine stärkere Konzentration auf die Ausbildung und die Verbesserung der Standards für den Einsatz“ erwirkt werden.

Das sind die wichtigsten neuen Regeln für Galopprennen:
  • Der Einsatz der Peitsche soll auf die Rückhandposition beschränkt werden.
  • Eingesetzt werden darf die Peitsche siebenmal bei Flachrennen und achtmal bei Hindernisläufen.
  • Schlägt der Reiter mindestens viermal häufiger zu, kann er vom Rennen disqualifiziert werden.
  • Nach einer Disqualifikation sollen Reiter 14 Tage (bisher sieben Tage) gesperrt werden. Bei großen Rennen 28 Tage (bisher neun).
  • Eine Prüfungskommission soll alle Ritte bewerten und gegebenenfalls Sanktionen oder Maßnahmen aussprechen (einschließlich der Verweisung von Jockeys an ein weiteres Training).

Insgesamt handelt es sich um 20 Regeln. Wie sie genau umgesetzt werden, soll aber noch mit Jockeys und anderen relevanten Interessengruppen diskutiert werden. Zudem soll ein Ausbildungs- und Schulungsprogramm vor der Realisierung der neuen Regeln durchgeführt werden. Außerdem ist eine Übergangszeit geplant.

Sam Waley-Cohen hätte unter den neuen Regeln nicht gewinnen können

Wären die Vorschriften bereits im Frühling eingeführt worden, so hätte der Brite Sam Waley-Cohen das wohl berühmteste Pferderennen der Welt, das Grand National, wohl nicht gewonnen. Stattdessen wäre er disqualifiziert worden. Er soll sein Pferd mit 14 Peitschenhieben geschlagen haben. Waley-Cohen musste daraufhin eine Strafe in Höhe von 400 Pfund zahlen. Außerdem erfolgte eine neuntägige Sperre.

Einigen Gegnern der Peitsche gehen die neuen Regularien nicht weit genug. Roly Owens, Geschäftsführer der Tierschutzorganisation World Horse Welfare, fordert die Abschaffung des Peitschengebrauchs im Pferderennen: „Wir wollen den Einsatz der Peitsche zur ‚Ermutigung‘ im Pferderennsport abschaffen, sowohl aus Gründen des Tierschutzes als auch aus ethischen Gründen.“ In Anbetracht der „guten Partnerschaft zwischen Pferd und Mensch“ sieht Owens den Einsatz einer Peitsche als ungerechtfertigt an.