Im Missbrauchsskandal um die britische Stadt Telford hat ein Untersuchungsausschuss schwere Vorwürfe gegen Polizei und Politik erhoben. Wie der Nachrichtensender BBC berichtet, sollen über mehrere Jahrzehnte mehr als 1000 Kinder sexuell ausgebeutet worden sein.
Die britische Regierung hatte die Untersuchung 2018 angekündigt. Die Zeitung Sunday Mirror hatte berichtet, dass in den 80er-Jahren bis zu 1000 Mädchen missbraucht und verkauft wurden. Offenbar gerieten gezielt Mädchen aus prekären Verhältnissen ins Visier. Die Täter sollen organisierte Gruppen gewesen sein.
Berichte über generationenübergreifenden Missbrauch
Die Untersuchungskommission fand unter anderem heraus, dass der Missbrauch auch deswegen so lange stattfinden konnte, weil die Kinder und nicht die Täter beschuldigt wurden. Lehrkräfte seien davon abgehalten worden, den Missbrauch von Kindern zu melden. Die Polizei habe befürchtet, dass Ermittlungen gegen Täter mit asiatischem Hintergrund zu rassistischen Spannungen führen würden, so der Bericht.
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Der häufigste Weg, durch den die Kinder missbraucht wurden, war offenbar das „Boyfriend“-Modell. Täter überzeugten die Kinder, eine Art Beziehung mit ihnen einzugehen. Versuchten Opfer, den Missbrauch zu melden, wurden sie oder ihre Familien mit dem Tod bedroht.
Tom Crowther, der Vorsitzende der Untersuchungskommission, berichtet Erschütterndes: „Es gibt Hinweise darauf, dass die Ausbeutung als ‚generationsübergreifend‘ angesehen wurde. Es wurde beinahe als ‚normal‘ von Tätern und als unausweichlich von Opfern und Überlebenden betrachtet.“
Missbrauch in Telford: Polizei weist Korruptionsvorwürfe zurück
Der Untersuchungsbericht schildert Missbrauchsfälle, die bis 1989 zurückgehen. Crowther berichtet jedoch auch davon, von Fällen in den 1970er-Jahren gehört zu haben. Eine Überlebende schilderte das Stigma, das mit dem Missbrauch einherging: „Opfer wurden als Kinder-Prostituierte stigmatisiert. Manche Kinder wurden ins Gefängnis gesteckt, weil sie Geldstrafen nicht zahlen konnten“.
Die örtliche Polizei und die lokale Regierung haben inzwischen um Entschuldigung gebeten. Korruptionsvorwürfe weist der stellvertretende Polizeipräsident jedoch zurück.
