Einbruch in Grünes Gewölbe: Berliner Clan-Mitglieder nach Dresden überführt

Drei verhaftete Verdächtige sind mittlerweile in Sachsen. Ihre Komplizen Abdul Majed Remmo und Mohamed Remmo sind weiterhin auf der Flucht.

Eines der drei verhafteten Clan-Mitglieder wird am Dienstag von Polizisten in das Gebäude des Oberlandesgerichts in Dresden geführt.
Eines der drei verhafteten Clan-Mitglieder wird am Dienstag von Polizisten in das Gebäude des Oberlandesgerichts in Dresden geführt.dpa/Robert Michael

Berlin-Die Polizei hat einen ersten Ermittlungserfolg im Fall des Juwelendiebstahls im Grünen Gewölbe in Dresden erzielt. Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern haben in der Nacht zu Dienstag drei Tatverdächtige im Alter von 23 und 26 Jahren in Berlin verhaftet. Alle drei Angehörigen der arabischen Großfamilie Remmo wurden in Handfesseln nach Dresden überführt. 

Zwei weitere Tatverdächtige, gegen die ebenfalls ein Haftbefehl vorliegt, sind weiterhin auf der Flucht. Bei den gesuchten Männern handelt es sich nach Angaben der Polizei um Abdul Majed Remmo und Mohamed Remmo. Hinweise zu den flüchtigen Zwillingen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Am Abend wurde ein noch gesuchtes Auto, das im Zusammenhang mit den zwei Flüchtigen steht, gefunden. Nähere Angaben dazu machte ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft nicht.

Nach Informationen der Berliner Zeitung hatten Spezialeinsatzkommandos in den frühen Morgenstunden mehrere Wohnungen des Remmo-Clans in Kreuzberg, Wedding und Neukölln gestürmt. Einer der Verdächtigen wurde nachts in einem Auto aufgegriffen. Die Spur zu den Verdächtigen führte über DNA-Spuren und den Fluchtwagen, der wie ein Taxi getarnt war.

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In Zusammenhang mit dem Dresdner Juwelendiebstahl fahndet die Polizei nach Abdul Majed Remmo (links) und Mohamed Remmo. Beide Männer sind 21 Jahre alt.
In Zusammenhang mit dem Dresdner Juwelendiebstahl fahndet die Polizei nach Abdul Majed Remmo (links) und Mohamed Remmo. Beide Männer sind 21 Jahre alt.Polizei

In Berlin durchsuchten knapp 1640 Polizisten aus mehreren Bundesländern 20 Wohnungen, zwei Garagen, ein Café sowie mehrere Fahrzeuge. Dutzende Einsatzkräfte durchsuchten unter anderem Wohnungen in der Gitschiner Straße und Gneisenaustraße in Kreuzberg, in der Prinzenallee und Wollankstraße in Wedding sowie in der Hermannstraße in Neukölln. Polizisten überprüften vor den Häusern mehrere Stunden lang die Personalien der Anwohner, da weiterhin nach den beiden flüchtigen Remmo-Zwillingen gefahndet wird.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dresden wurden Speichermedien sowie Bekleidungsstücke und geringe Mengen Betäubungsmittel sichergestellt. Die gestohlenen Kunstschätze wurden bislang nicht aufgefunden, hieß es. 

Bei allen fünf Verdächtigen handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um Angehörige der Berliner Großfamilie Remmo. Andere Mitglieder des arabischstämmigen Clans werden auch für weitere spektakuläre Coups verantwortlich gemacht. Dazu zählt der Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum. Dafür waren zwei Männer verurteilt worden, darunter auch ein 23-Jähriger, der jetzt im Zusammenhang mit dem Juwelendiebstahl in Dresden verhaftet wurde.

Im Zentrum der heutigen Maßnahmen stehe neben den Verhaftungen „die Suche nach den entwendeten Kunstschätzen und möglichen Beweismitteln, wie Speichermedien, Bekleidungsstücken und Werkzeugen“, teilte die Polizei mit. Aufgrund des Polizeieinsatzes sei „den ganzen Tag über mit erheblichen Verkehrseinschränkungen im gesamten Stadtgebiet“ von Berlin zu rechnen, hieß es. 

Die Staatsanwaltschaft Dresden wirft den Beschuldigten schweren Bandendiebstahl und Brandstiftung in zwei Fällen vor. Auf die Spur der Verdächtigen seien die Sicherheitsbehörden mithilfe der Auswertung der Überwachungskameras am Dresdner Tatort gekommen, sagte ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft. Bei den kriminaltechnischen Untersuchungen am Residenzschloss konnten an einem Fenster DNA-Spuren gesichert werden, die die Verdächtigen schließlich überführten, hieß es.

Nach Angaben der Dresdner Staatsanwaltschaft gibt es noch keinen Hinweis auf den Verbleib des Diebesguts. Die Ermittler haben derzeit auch wenig Hoffnung, dass die Objekte wieder nach Dresden zurückkehren, hieß es. „Da müsste man sehr viel Glück haben, dass man die ein Jahr nach der Tat noch finden würde“, sagte der Sprecher der Dresdner Polizei, Thomas Geithner dem MDR.

Erst im September hatten Ermittler im Auftrag der Dresdner Staatsanwaltschaft mehrere Autowerkstätten in Berlin durchsucht. Die Firmen sollen den als Fluchtwagen genutzten und später in Brand gesetzten Wagen der Täter mit Kunststofffolie beklebt haben, um dessen Äußeres zu verändern. Das Fahrzeug war nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Taxi-Optik getarnt. Mitarbeiter der betroffenen Betriebe wurden in dem Zusammenhang nicht als Tatverdächtige, sondern lediglich als Zeugen geführt. Laut Staatsanwaltschaft soll in den Werkstätten niemand Bescheid gewusst haben, warum das Auto wie ein Taxi aussehen sollte.

Etwa zwei Wochen vor den Razzien in den Werkstätten hatten Einsatzkräfte eine Berliner Wohnung und Büros eines weiteren Zeugen durchsucht. Der Mann soll den Tätern SIM-Karten verkauft oder diese zum Vertrieb an ein Internetcafé weitergegeben haben. Auch er gilt nicht als Verdächtiger.

Auch das Tatwerkzeug soll die Einbrecherbande überführt haben. Bei dem Diebstahl hatten die Täter Spezialwerkzeug verwendet, das zuvor gestohlen worden war. Die Sonderkommission „Epaulette“ der Dresdner Polizei stellte bereits am 5. Dezember 2019 eine bundesweite Anfrage an alle Länderpolizeien und das Bundeskriminalamt. Die Ermittler wollten wissen, wo Straftaten bekannt sind, bei denen Schneid-, Spreiz- oder Kombigeräte der Erlanger Firma Lukas Hydraulik GmbH entwendet wurden. Geräte jener Marke, wie sie in Dresden verwendet wurden, waren bei Einbrüchen in Berliner Feuerwachen weggekommen.

Bei dem Einbruch im Grünen Gewölbe hatten Einbrecher mit Brillanten besetzten Schmuck gestohlen. Mehrere Männer waren am 25. November 2019 in das weltbekannte Dresdner Museum eingestiegen, wo sie eine Vitrine mit einer Axt zertrümmerten und anschließend mit Schmuck von unermesslichem Wert entkamen.