Gutachter: Hanau-Attentäter war psychisch kranker Fanatiker

Tobias R. erschoss am 19. Februar in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln. Später wurde der 43-Jährige tot in der Wohnung seiner Mutter gefunden.

Hanau nach dem Attentat: Ein Auto wurde mit Thermofolie abgedeckt, neben dem Wagen liegen Glassplitter, der Tatort ist mit Flatterband abgesperrt (Archivbild).
Hanau nach dem Attentat: Ein Auto wurde mit Thermofolie abgedeckt, neben dem Wagen liegen Glassplitter, der Tatort ist mit Flatterband abgesperrt (Archivbild).dpa/Boris Rössler

Karlsruhe-Der Attentäter von Hanau war laut einem posthum erstellten Experten-Gutachten psychisch krank. Auf die Geistesstörung – eine paranoide Schizophrenie – sei eine rechtsradikale Ideologie aufgesetzt gewesen, die fremdenfeindliche, rassistische und völkische Elemente enthalten habe, zitierte der „Spiegel“ am Freitag aus der rund 140-seitigen Expertise. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen zu dem Anschlag leitet, hatte das Gutachten bei dem forensischen Psychiater Henning Saß in Auftrag gegeben.

Tobias R. hatte am 19. Februar im hessischen Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Später wurden der 43-Jährige und seine Mutter tot in ihrer Wohnung gefunden. Vor der Tat hatte er Pamphlete und Videos mit abstrusen Verschwörungsmythen und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht.

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Laut „Spiegel“ beschreibt Saß die Gedankenwelt des Attentäters als „eigentümliche Amalgamierung“, bei der „krankheitsbedingte Fantasien“ und „politisch-ideologischer Fanatismus“ untrennbar verwoben gewesen seien. R. sei in seiner Fähigkeit, „sich reflektierend mit der eigenen, krankhaft verformten Weltsicht“ auseinanderzusetzen, massiv eingeschränkt gewesen. Trotz eingeschränkter Steuerungsfähigkeit habe er die rassistischen Morde jedoch planvoll vorbereitet.