Locken statt Homosexualität: So umgeht ein Schüler in Florida das Wort „schwul“
Das „Don’t Say Gay“-Gesetz in Florida verbietet das Sprechen über Homosexualität in Schulen. Ein 18-Jähriger hat die umstrittene Regelung nun clever umgangen.

Florida hat seit Kurzem ein neues, umstrittenes Gesetz: Im südöstlichsten Bundesstaat der USA dürfen Lehrer wegen der von seinen Gegnern „Don’t Say Gay“-Bill getauften Rechtsprechung an Grundschulen nicht mehr über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sprechen. Kritiker nennen das beschämend und wollen klagen.
Derweil hat ein Klassensprecher an einer High School in Florida die Regelung kreativ umgangen, das Video seiner Abschlussrede wird im Internet und auf sozialen Netzwerken gerade millionenfach geteilt. Darin ist zu sehen, wie der 18 Jahre alte Zander Moricz zu einer sprachlichen Finte greift, weil er seine Erfahrungen als schwuler Schüler nicht teilen durfte. Beobachter werten die Rede als Protest gegen das „Don’t Say Gay“-Gesetz und als eine Beschreibung von dessen Wirkung auf Schüler wie ihn.
florida high school class president zander moricz was told by his school that they would cut his microphone if he said “gay” in his grad speech, so he replaced gay with “having curly hair.” i am in awe pic.twitter.com/OqLbar5bwq
— matt (@mattxiv) May 24, 2022
Moricz, der rotgelocktes Haar hat und offen schwul ist, verwendete in seiner Rede eine Analogie, um das Wort „gay“ zu vermeiden. Er begann mit der Ankündigung, nun einen Teil seiner Identität diskutieren zu wollen – seine lockigen Haare. Lange habe er sie gehasst, habe versucht, sie zu glätten. Das habe aber viel Schaden angerichtet. Also entschied er sich, Dinge zu ändern: „Obwohl es in Florida aufgrund der Luftfeuchtigkeit schwierig ist, lockiges Haar zu haben, beschloss ich, stolz darauf zu sein, wer ich bin, und fing an, als mein wahres Ich zur Schule zu gehen.“
Nicht das erste umstrittene Projekt von Floridas Gouverneur Ron DeSantis
Das umstrittene Rechtsdokument ist seit März in Kraft. Es verbietet, über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität „in einer Weise zu unterrichten, die nicht alters- oder entwicklungsgemäß für Schüler“ ist.
Ende März hatte sich der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, im Beisein von Grundschülern stolz mit der unterschriebenen „Parental Rights in Education“-Verordnung, wie das Gesetz offiziell heißt, vor der Presse präsentiert. DeSantis gilt als möglicher Kandidat für die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2024. Er hat bereits mehrfach scharfe Kontroversen ausgelöst.
Im Juni 2021 unterzeichnete der 43-Jährige ein Gesetz, das Lehrpersonal und Studenten an Universitäten vorschreibt, ihre politische Orientierung bei einer staatlichen Stelle anzugeben. DeSantis erklärte, dass abhängig von den Ergebnissen dieser Erhebungen Gelder für Universitäten gekürzt werden könnten. Republikaner argumentieren in den USA seit längerem, dass Universitäten Orte seien, an denen „linke Ideologien“ verbreitet und konservatives Personal und konservative Studenten diskriminiert würden.
Das „Don’t Say Gay“-Gesetz betrifft eigentlich Kinder vom Kindergarten bis zur dritten Klasse. Aus Sicht der Kritiker ist es so formuliert, dass das Verbot bestimmter Unterrichtsinhalte auch auf ältere Kinder angewendet werden kann. Wie der US-Sender CNN berichtet, hatte Klassensprecher Zander Moricz sich während der Vorbereitungen für seine Rede rückversichert, worüber er sprechen dürfe. Der Schulleiter habe ihm dabei gesagt, er könne nicht über seine Homosexualität reden.
