Haben sich russische Soldaten in Tschernobyl verstrahlt?

Beim Einsatz in der Sperrzone um die Ruine des Atomkraftwerks in Tschernobyl sollen sich russische Soldaten verstrahlt haben. Drohnenbilder zeigen Gräben.

Das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl.
Das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl.dpa/Maxar Technologies via AP

Das Gebiet rund um das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl kann für Menschen ohne Schutzanzug lebensgefährlich sein. Besonders wenn sie keinen Schutzanzug tragen, können sie durch aufgewirbelten Staub an manchen Orten der Sperrzone Tschernobyl verstrahlt werden. Die Strahlenschäden können innerhalb von wenigen Wochen zum Tod führen.

Hohe Strahlendosis in der Sperrzone Tschernobyl

Genau das könnte nach Ansicht des ukrainischen Verteidigungsministeriums russischen Soldaten zum Verhängnis geworden sein. Wie Drohnenbilder und Angaben der ukrainischen Atomenergiebehörde Energoatom zeigen sollen, haben Soldaten der russischen Streitkräfte innerhalb der Schutzzone rund um das verunglückte Atomkraftwerk Gräben ausgehoben. Laut Verteidigungsexperten sind es vermutlich Schützengräben, die bei einer etwaigen Verteidigung der Sperrzone gegen die ukrainische Armee genutzt worden wären.

Die Bilder stammen aus dem sogenannten Roten Wald. Dieser Forst ist ein Areal mitten im Sperrgebiet, dessen Name auf die, durch die Strahlung verfärbten Bäume, zurückgeht. Er weist eine deutlich höhere Strahlung als die meisten anderen Orte der Sperrzone aus. Auf Geigerzählern sind hier erhebliche Ausschläge festzustellen. Durch den aufgewirbelten Staub sollen sich die Russen mit radioaktiven Partikeln verseucht haben.  Eine Bestätigung von russischer Seite dazu gibt es nicht.

Wurden die Strahlenopfer in Kliniken in Belarus gebracht?

Während sich der Kreml noch nicht zu den Berichten geäußert hat, meldete sich die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Wereschtschuk, auf ihrer Facebook-Seite zu Wort. Die russischen Soldaten hätten eine so hohe Strahlendosis abbekommen, dass „deren Folgen ihnen Ärzte in Schutzanzügen erklären werden müssen.“ Zuvor gab es Berichte, dass im benachbarten Belarus mindestens sieben Lastwägen mit Soldaten in Kliniken eingetroffen sein sollen. Die Militärs sollen erhebliche Anzeichen der Strahlenkrankheit aufgewiesen haben. Auch für diese Meldungen der ukrainischen Seite gibt es bisher keine Bestätigung von russischer oder belarusischer Seite.

Die russischen Truppen hatten am 24. Februar, dem Tag des Einmarschs in der Ukraine, die Kontrolle über das Kernkraftwerk Tschernobyl übernommen. Das US-Verteidigungsministerium teilte Ende März mit, dass sich die russischen Streitkräfte aus dem Gebiet zurückziehen und sich auf dem Weg nach Belarus befinden.