Hamburger Bahnhof bleibt Standort der Nationalgalerie Berlin
Für das Museum der Gegenwart soll es zunächst einen Mietvertrag für 25 Jahre geben. Irgendwann möchte der Bund den Hamburger Bahnhof kaufen.

Erleichterung in der Kunststadt Berlin: Nach langwierigen und komplizierten Verhandlungen ist der Hamburger Bahnhof als Standort der Nationalgalerie Berlin gesichert. Für das beliebte und weltweit bereits renommierte Museum für Gegenwart soll es nach einer Einigung von Bund und der Besitzerin des Areals, der Immobiliengesellschaft CA Immo Deutschland, einen 25 Jahre umfassenden Mietvertrag mit Verlängerungsoption geben.
Die Gespräche liefen seit Mitte 2021, zuvor gab es viel Aufregung in Berlins Kulturkreisen, denn die Zukunft war lange ungewiss, auch wenn im Mietvertrag verankert war, dass die Gebäudeanlage des einstigen Kopfbahnhofes, dessen Areal nach Kriegsende 1945 viele Jahre lang Reichsbahngelände der DDR gewesen ist und zu Mauerzeiten ein Verkehrsmuseum war, einer kulturellen Nutzung dienen müsse. Der Grund und Boden des imposanten klassizistischen Komplexes, dessen Architektur dem Eisenbahnpionier Friedrich Neuhaus zu verdanken ist, gehört seit 2007 der CA Immo, aber die Klärung der Mietsituation wurde seinerzeit weder vom Land Berlin noch vom Bund rechtzeitig geklärt. Und von der Gunst des Besitzers, der auf dem Areal Luxuswohnungen baute und weiter bauen will, hängt die Zukunft des Museums der Gegenwart ab.
Nach der Zustimmung im Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Dachorganisation von Berlins Staatlichen Museen am Montag werde die Vertragsunterzeichnung in den nächsten Tagen erfolgen. „In einem zweiten Schritt wird weiterhin ein Ankauf des Hamburger Bahnhofs durch den Bund angestrebt“, hieß es in einer Mitteilung aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth.
„Der Hamburger Bahnhof gehört zu den größten und wichtigsten öffentlichen Sammlungen für zeitgenössische Kunst weltweit“, sagte die Grünen-Politikerin. Sie sieht nun einen wichtigen Schritt, um alles langfristig für die Öffentlichkeit zu sichern. „Davon profitiert der Kulturstandort Berlin und das Kulturleben in Deutschland“, so Roth. Auch Stiftungspräsident Hermann Parzinger zeigte sich zufrieden. „Der Hamburger Bahnhof hat wieder eine klare Zukunftsperspektive – er wird als Ort für die zeitgenössische Kunst erhalten bleiben“, betonte er. Dieses Ziel sei „nach Jahren der Unsicherheit“ erreicht worden.
Verhandlungen zu Rieckhallen gehen weiter
Unabhängig davon verhandelt das Land Berlin weiterhin mit der CA Immo über den –vereinbarten – Erwerb der Rieckhallen durch einen Grundstückstausch. Die Zukunft der dem Hamburger Bahnhof angeschlossenen Ausstellungshallen war lange Zeit unklar. Ursprünglich sollten die Hallen, bisher Raum für Ausstellungen aus Beständen der Flick Collection, abgerissen werden. Nach Verhandlungen zwischen Berlin und CA Immo wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, wonach Berlin die Rieckhallen durch einen gleichwertigen Ausgleich erwerben will. Noch wurde vom Senat diese Fläche nicht konkret benannt. Der bestehende Mietvertrag wurde zunächst um ein Jahr verlängert.
Auch wegen der Unsicherheiten war die renommierte Sammlung des Unternehmers Friedrich Christian Flick abgezogen worden. Sie war seit 2004 künstlerische Basis für fast zwei Dutzend Ausstellungen. Umstritten war die Leihgabe wegen der NS-Vergangenheit von Friedrich Flick, der als Rüstungsunternehmer während des Nationalsozialismus von Zwangsarbeitern profitierte. Sein Enkel beteiligte sich nicht am Entschädigungsfonds und gründete stattdessen eine eigene Stiftung. (mit dpa)
