Hamburger Hauptbahnhof bei Gewaltdelikten vorn

Bahnhöfe sind ein Tor in die Ferne, Ausgangspunkt für Geschäfts- oder Urlaubsreisen. Sie sind aber auch nicht selten Hotspots der Kriminalität.

Der Hamburger Hauptbahnhof liegt bei Gewaltdelikten deutschlandweit vorn. (Archivbild)
Der Hamburger Hauptbahnhof liegt bei Gewaltdelikten deutschlandweit vorn. (Archivbild)dpa/Daniel Reinhardt

Hamburg-Bei Gewaltdelikten lag der Hamburger Hauptbahnhof im vergangenen Halbjahr deutschlandweit vorn: Insgesamt 300 Fälle verzeichneten die Behörden dort zwischen Juli und Dezember 2020. Das geht aus einer Auskunft des Bundesinnenministeriums an die AfD-Fraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Hinter dem Hamburger Bahnhof liegen der Frankfurter Hauptbahnhof mit 238 und der Nürnberger Hauptbahnhof mit 189 Gewaltdelikten. Bereits zwischen Mitte 2019 und Mitte 2020 hatte Hamburg vorn gelegen.

Bei Eigentumsdelikten wie Diebstahl führte der Frankfurter Hauptbahnhof die Negativ-Statistik mit 744 Vorfällen im zweiten Halbjahr 2020 an, gefolgt wiederum von Hamburg (572 Taten) und Köln (504 Taten). Die drei Bahnhöfe, an denen die Behörden die meisten Drogendelikte feststellten, lagen allesamt in Nordrhein-Westfalen: Köln, Essen und Düsseldorf.

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Auf die Frage nach Gemeinsamkeiten zwischen den genannten Bahnhöfen und nach Ursachen für das Auftauchen in der Statistik schreibt das Bundesministerium, es handele sich um „Großbahnhöfe in urbanen Ballungszentren mit Anbindung auch an Schienennetze benachbarter Länder“. Große Bahnhöfe in städtischen Ballungszentren entfalteten eine „Sogwirkung auf Kriminelle“, was vor allem an deren ständigem Betrieb, ihrer „Betriebsamkeit“, an Möglichkeiten zur Ver- und Entsorgung und zur An- und Abreise liege. In der Nähe lägen zentrale Omnibusbahnhöfe, Sozialstationen und Drogenkonsumräume.

Ein vergleichsweise hoher Anteil an Verdächtigen hat bei den abgefragten Taten nicht die deutsche Staatsangehörigkeit: Im Bereich Gewaltdelikte sind es mehr als 40 Prozent, bei Drogendelikten ist es rund ein Drittel, bei Eigentumsdelikten sogar mehr als die Hälfte. In der Statistik zu Gewalttaten tauchen Polen, Syrer, Türken und Afghanen vergleichsweise häufig als Verdächtige auf.

Insgesamt 198 Bundespolizisten wurden im zweiten Halbjahr 2020 im Dienst bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in Bahnhöfen oder Zügen verletzt, davon waren 35 Betroffene zunächst dienstunfähig. Die Bundespolizei kümmert sich um die Sicherheit an Bahnhöfen.