Hass auf Männer und sich selbst: Wie gefährlich ist die Femcel-Bewegung?

Eine Medienethikerin warnt angesichts toxischer Stimmungsmache vor „Femcel“-Foren. Was ist über die Bewegung weiblicher Incels bekannt?

Frau am Computer
Frau am ComputerWestend61/imago

Sie haben eine Abneigung gegenüber Frauen und fühlen sich vom weiblichen Geschlecht ignoriert: Schon länger sind diese Männer, die im „unfreiwilligen Zölibat“ leben, als Incels bekannt. Auch bei Frauen gibt es inzwischen eine ähnliche Bewegung. In Foren im Internet tauschen sich sogenannte Femcels über ihren Hass auf Männer aus, schwören dem Dating ab und erklären auch bestimmte Frauen zu Feindbildern. Die Medienethikerin Claudia Paganini erklärt, was den Femcel-Trend gefährlich macht.

Laut dem Nachrichtenportal Metro kritisieren Femcels insbesondere drei Gruppen. Dazu zählen zum einen „Moids“ (oberflächliche Männer, die Frauen nur als Sexualobjekte betrachten), zum anderen „Stacys“ (konventionell attraktive Frauen) sowie „Beckys“ (gewöhnlich aussehende Frauen, die dennoch einen Partner anziehen können). Doch was den Trend besonders gefährlich erscheinen lässt, ist laut Paganini, dass sich selbsternannte Femcels gegenseitig in ihrem Hass oder in ihrer Opferrolle bestätigen. Das erläutert die Expertin gegenüber Buzzfeed.

Mobbing, Gewalt, politische Überzeugung: Wer wird zur Femcel?

Demnach haben viele Frauen, die in Femcel-Foren aktiv sind, tatsächlich (sexuelle) Gewalt von Männern oder Mobbing erfahren. Viele Femcels fühlen sich laut der Expertin auch wegen ihres Aussehens zurückgewiesen. Paganini gibt an, dass nicht wenige von ihnen sich selbst verletzen. „Sie sollten stattdessen gute psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Sonst können sie ihr Trauma zwar eine Zeit lang kompensieren, indem sie Zuspruch von anderen Personen bekommen. Die Verletzungen können jedoch nicht heilen“, mahnt die Expertin.

In Femcel-Foren beispielsweise auf Reddit findet man Kommentare wie diesen: „Niemand ist interessiert, jemanden von diesen Psychopathen zu daten.“ Die Userin spricht mutmaßlich über Männer. Paganini warnt vor einer generell toxischen Stimmung in den Foren. Nutzerinnen eiferten dort etwa darum, wer die „bessere oder radikalere Femcel“ sei. Wer zugibt, auf einem Date mit einem Mann gewesen zu sein, werde „virtuell gelyncht“, heißt es in dem Bericht weiter.

Während männliche Incels oft mit Femiziden oder Amoktaten in Verbindung gebracht werden, gehe von den Frauen in Femcel-Foren bislang keine ähnliche Gefahr aus, schätzt Paganini.

Femcels wehren sich auch gegen Sexualisierung von Frauen

Besonders gefährlich sei die Bewegung also hauptsächlich für Frauen, die bereits psychisch stark vorbelastet seien. Die toxische Stimmung in den Foren könne bei ihnen retraumatisierend wirken. Sind Femcels indes politisch motiviert, sei die Teilnahme „weniger problematisch“. Der Austausch habe das Potenzial, selbstermächtigend zu wirken und sich etwa gezielt gegen sexistische Kommentare im Netz zu richten, so die Expertin.

Tatsächlich sei die Bewegung in Teilen sogar feministisch. „Femcels wehren sich dagegen, dass Frauen von Männern objektiviert und sexualisiert werden“, sagt Paganini. Auf TikTok verhalte sich die Femcel-Bewegung demnach weniger toxisch. Unter dem Hashtag #Femcel oder #Femcelcore wehren sich Frauen auf der Videoplattform beispielsweise gegen Sexismus und toxisches Verhalten von Männern.

Hilfe bei seelischen Problemen
Hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins Nummer gegen Kummer richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams Jugendliche beraten Jugendliche die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch Türkisch. mutes.de