Hessen: Nancy Faeser offiziell zur Spitzenkandidatin ernannt

Pendeln zwischen Berlin und Wiesbaden: SPD-Politikerin Nancy Faeser tritt wie angekündigt bei den hessischen Landtagswahlen im Herbst als Spitzenkandidatin an.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser
Bundesinnenministerin Nancy FaeserSwen Pförtner/dpa

Die hessische SPD hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser offiziell zu ihrer Spitzenkandidatin für den Landtagswahlkampf bestimmt. Dafür sprachen sich am Freitag die Parteigremien beim Hessengipfel der SPD im osthessischen Friedewald einstimmig aus. Faeser betonte: „Ich freue mich sehr darüber“.

Ihre Absicht, erste Ministerpräsidentin in ihrem Heimatbundesland werden zu wollen, hatte sie bereits am Vortag in Berlin öffentlich gemacht. Beim geplanten Parteitag der hessischen SPD am 17. Juni in Hanau muss nun nur noch die Landesliste aufgestellt werden. Ein neuer Landtag in Hessen soll am 8. Oktober gewählt werden.

Faeser wäre erste weibliche Ministerpräsidentin in Hessen

Faeser war Ende 2021 aus der Landespolitik als Bundesinnenministerin ins Kabinett der Ampel-Koalition in Berlin gewechselt. Die 52-Jährige steht damit als erste Frau in der Geschichte der Bundesrepublik an der Spitze der Behörde. Das Amt möchte sie vorerst auch behalten. Bevor die Juristin in die Bundesregierung gewechselt war, hatte sie die SPD-Fraktion im hessischen Landtag geführt. Seit 2019 ist Faeser SPD-Landesvorsitzende in Hessen.

Nach 25 Jahren CDU-Regierung brauche Hessen frischen Wind, hatte Faeser am Vortag in Berlin gesagt. „Genauso wie ich die erste Frau im Amt der Bundesinnenministerin bin, so möchte ich die erste Frau an der Spitze der hessischen Landesregierung werden. Ich trete an, um zu gewinnen.“ In Friedewald betonte die 52-Jährige am Freitag: „Für mich ist Hessen Herzensangelegenheit.“ Das Land sei ihre Heimat, hier sei sie verwurzelt. Ihr Ziel sei, das Bundesland moderner, stärker und sozialer zu gestalten.

Faeser: „Habe volle Rückendeckung von Olaf Scholz“

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat bereits angekündigt, als CDU-Spitzenkandidat in den Wahlkampf ziehen zu wollen. Bei den Grünen machte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir seine Ambitionen für die Spitzenkandidatur öffentlich. CDU und Grüne, die seit 2014 eine Regierungskoalition in Hessen bilden, gelten als Hauptkonkurrenten der SPD im politischen Wettstreit um den Einzug in die Staatskanzlei.

Die Tatsache, dass Faeser trotz der Spitzenkandidatur Bundesinnenministerin bleiben will, war erwartungsgemäß auf ein geteiltes Echo gestoßen. Während sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sicher gab, dass die Arbeit seiner Ministerin nicht beeinträchtigt werde, kritisierten Politiker anderer Parteien Faesers neue Doppelrolle. Dazu sagte Faeser am Freitag in Friedewald, es sei eine demokratische Selbstverständlichkeit, aus einem Amt heraus zu kandidieren. Die Kritik an ihrer Kandidatur könne durchaus auch mit ihrem Geschlecht zutun haben. „Bei Männern habe ich die Frage selten gehört“, erklärte die 52-Jährige im ZDF.

Beim Hessengipfel der SPD waren die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihre saarländische Amtskollegin Anke Rehlinger (beide SPD) zu Gast. Dreyer lobte Faeser als konsequente und „unglaublich klare Frau“. „Sie hat einen klaren Kompass“, sagte Dreyer über die nun nominierte Spitzenkandidatin.