Gefahr am Badesee: Was Schwimmer wissen müssen

Jedes Jahr sterben zahlreiche Menschen bei Bade-Unfällen. Wo ist das Risiko am höchsten? Worauf ist bei Kindern zu achten? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Ein Schüler springt von einem Drei-Meter-Turm im Strandbad Wandlitzsee im brandenburgischen Ort Wandlitz nördlich von Berlin.
Ein Schüler springt von einem Drei-Meter-Turm im Strandbad Wandlitzsee im brandenburgischen Ort Wandlitz nördlich von Berlin.AP/SVEN KAESTNER

Das sommerliche Wetter lockt viele Menschen an Seen und Flüsse und bald beginnen auch noch die Sommerferien. Badestellen werden voller. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) warnt bei allem Badespaß einmal mehr vor Übermut. Selbstüberschätzung und Alkohol verursachen jedes Jahr viele Todesfälle. Fragen und Antworten:

Wie viele Menschen ertrinken in Deutschland?

Im Jahr 2021 ertranken nach DLRG-Angaben mindestens 299 Menschen – zwei von drei allein in den Sommermonaten. Angesichts des eher kühlen und nassen Sommers gab es im vergangenen Jahr fast 80 Badetote weniger als noch im Vorjahr. Zugleich war dies die niedrigste Zahl an Ertrunkenen seit Beginn einer systematischen Statistik im Jahr 2000. Im Juni sind zwei Menschen in Berlin ertrunken, später fand man die Leiche eines 59-Jährigen am Flughafensee in Tegel. Erst am Sonnabend kam es dann zum vierten tödlichen Badeunfall, am Schlachtensee ertrank einer 30-Jähriger.

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Wo ist das Risiko am höchsten?

An Seen, Teichen und Flüssen – dort starben auch im vergangenen Jahr die meisten Menschen, insgesamt mindestens 226. Das waren 85 Prozent aller Badetoten. An den Binnengewässern werden nur vergleichsweise wenige Badestellen von Rettungsschwimmern bewacht. An den bewachten Badestellen und in Schwimmbädern ist es sicherer. Zum Vergleich: In Freibädern und Hallenbädern starben sieben Menschen, im Meer 26. Tödliche Unfälle am Meer ereignen sich demnach mehrheitlich abseits der bewachten Strände oder außerhalb der Dienstzeiten der Rettungskräfte.

Was sind die häufigsten Ursachen?

Übermut, mangelnde Schwimmfähigkeiten, Selbstüberschätzung, Alkohol und die Unkenntnis möglicher Gefahren führen der DLRG zufolge am häufigsten zum Ertrinken – vor allem bei Männern. Vier von fünf Todesopfern sind männlich.

Warum können so viele Menschen nicht richtig schwimmen?

Laut DLRG war die hohe Anzahl an Nichtschwimmern schon immer ein Problem, gleichzeitig lernen jedoch immer weniger Kinder richtig schwimmen. Tendenz steigend. In einer repräsentativen Umfrage hat die DLRG vor fünf Jahren herausgefunden, dass 59 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer sind, weniger als die Hälfte besitzt überhaupt ein Schwimmabzeichen. Etwa jeder Zweite in Deutschland ist Nicht- oder unsicherer Schwimmer. Ein großes Problem sei fehlender Schwimmunterricht in der Schule, gleichzeitig gebe es zu wenig Hallenbäder, in denen Kinder (und Erwachsene) schwimmen lernen könnten.

Darf ich erhitzt ins Wasser springen?

Besser nicht, denn die Gewässer sind oft bis in den Sommer hinein recht kühl. Ein Sprung ins Nass kann zu Unterkühlung und Krämpfen führen. Der Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser kann auch den Kreislauf belasten und vor allem für ältere Menschen und solche mit geschwächtem Herzkreislaufsystem gefährlich sein. Schwimmer sollten langsam ins Wasser gehen und den Körper ans kalte Wasser gewöhnen. Sobald man friert, heißt es raus.

Darf ich alkoholisiert baden gehen?

Viele Badeunfälle lassen sich vermeiden, wenn man sich an einfache Regeln hält. Alkohol und Wasser vertragen sich nicht gut. Neben der verminderten Leistungsfähigkeit ist auch die Koordination geschwächt. Dazu ist man angetrunken deutlich leichtsinniger, trifft aus Übermut Fehlentscheidungen. Die enden dann nicht selten tödlich. Also: Hände weg vom Bier, wenn es später noch ins Wasser gehen soll.

Darf ich mit vollem Magen baden gehen?

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft rät, bei vollem Magen auf ein erfrischendes Bad zu verzichten. Energie, die der Körper für die Verdauung benötigt, fehlt nämlich für sicheres Schwimmen. Noch gefährlicher ist allerdings ein komplett leerer Magen, da der Körper dann völlig kraftlos ist. Baden mit leerem Magen führt regelmäßig zu Notfalleinsätzen.

Welche Badestelle ist besonders gefährlich?

Baggerseen! Neben Unterwasserpflanzen, in denen man sich schnell verfangen kann, und mitreißenden Strömungen, liegt die größte Gefahr hier in der Tiefe. Oft haben Baggerseen lange, flache Ufer, die in einer Abbruchkante enden. Das Wasser wird dann plötzlich sehr tief, besonders für ungeübte Schwimmer verhängnisvoll. Tipp: Lieber direkt am Ufer bleiben – oder Baggerseen ganz meiden.

Was ist bei der Wahl der Badestelle noch zu beachten?

Unbekannte Gewässer bergen Gefahren – deshalb nie übermütig in einen See springen. Die DLRG empfiehlt, nur an bewachten Badestellen schwimmen zu gehen und die Warnhinweise zu beachten. Eine rote Flagge am Meer beispielsweise bedeutet Badeverbot – im Sommer wird dies immer wieder ignoriert. Bei Wellengang entsteht eine Strömung, die staubsaugerartig ins offene Meer zurückzieht. Dies ist vor allem für Kinder im flachen Wasser gefährlich, weil sie leicht umgerissen werden können.

Kann auch in Flüssen gebadet werden?

Generell ja – in vielen deutschen Flüssen reicht die Wasserqualität zum Baden aus. Dies gilt auch für große Abschnitte der Elbe oder des Rheins. Vorsicht ist aber bei Niedrigwasser geboten, weil die Wasserqualität dann erheblich sinken kann. Gefahr entsteht zudem durch gefährliche Strömungen, die an der Wasseroberfläche oft kaum erkennbar sind, sowie durch den Schiffsverkehr, Brückenpfeiler und Unterwasserhindernisse. Generell sind die deutschen Badegewässer nach einem aktuellen Bericht der europäischen Umweltagentur EEA größtenteils von ausgezeichneter Qualität.

Was ist insbesondere bei Kindern zu beachten?

Wasser zieht Kinder magisch an. Eltern sollten sie an Gewässern daher nie aus den Augen lassen – das gilt übrigens auch für den flachen Gartenteich. Kleine Kinder können bereits in wenige Zentimeter tiefem Wasser ertrinken. Auch Luftmatratzen, Schlauchboote und Gummitiere bieten keinen Schutz vor dem Ertrinken. Wenn ein Kind im Wasser in Not gerät, ist das für Außenstehende mitunter schwer zu erkennen, warnt die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder. Kinder ertrinken „leise“.

Wie leiste ich Erste Hilfe?

Bei Atemstillstand ist sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung zu beginnen, bei Herzstillstand sollte gleichzeitig eine Herzmassage erfolgen. Auf keinen Fall sollte versucht werden, Wasser aus Lungen oder Magen zu entfernen. Das bringt nichts und kostet wertvolle Zeit.