Hitzefrei bei der BSR: Berliner stehen vor verschlossenen Recyclinghöfen

Die Berliner Stadtreinigung schließt alle Recyclinghöfe vorzeitig. Die Folge: Viel Wut bei jenen, die Sperrmüll abgeben wollen, aber nicht im Netz nachgeguckt haben.

Auch der BSR-Hof in Berlin-Heinersdorf schloss vorzeitig.
Auch der BSR-Hof in Berlin-Heinersdorf schloss vorzeitig.BLZ/Nicole Schulze

Eigentlich eine nette Idee: Angesichts von Rekord-Temperaturen fasste sich die Berliner Stadtreinigung (BSR) ein Herz – und schickte viele Mitarbeiter ins Hitzefrei. Alle Recyclinghöfe machten am Mittwoch um 16 Uhr dicht.

Allerdings erreichte diese Nachricht die Kundinnen und Kunden nur zum Teil – stadtweit standen Menschen vor verschlossenen BSR-Höfen. Bei der Kundenhotline hieß es auf Nachfrage lapidar: „Kommen Sie doch einfach morgen früh wieder.“

Darüber ärgerte sich ein junger Mann, der mit dem Transporter einer Abrissarbeiten-Firma am BSR-Hof an der Asgardstraße in Heinersdorf vorfuhr: „Ich hab das ganze Auto voller Holz, war schon vergebens an der Behmstraße. Und morgen früh arbeite ich und brauch ein leeres Fahrzeug.“

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BSR-Kunde sauer: „Dit jibt’s nich! Keen anderer kann einfach so hitzefrei machen“

Der Mann hatte sich auf Google Maps verlassen, wo die Öffnungszeiten bis 17 Uhr angezeigt wurden. Um 16.25 Uhr fuhr er an der Asgardstraße vor. Eine halbe Stunde zu spät. Vor Ort ein Schild, dass geschlossen sei. Ungläubige Blicke auch bei einem Pankower BMW-Fahrer, der eigentlich an einer Tankstelle arbeitet: „Dit jibt’s nich! Keen anderer kann einfach so hitzefrei machen, unfassbar.“

Wann genau die BSR sich dazu entschlossen hat, die Höfe zu schließen, teilt die Pressestelle auf Nachfrage nicht mit. Es sei kurzfristig erfolgt, heißt es. „Dies geschah, um auf den schattenarmen Recyclinghof-Liegenschaften sowohl unsere Kundschaft als auch unsere Beschäftigten vor Gesundheitsgefahren durch starke Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen zu schützen“, so ein Sprecher.

„Wir haben uns aus Fürsorge gegenüber unseren Beschäftigten dazu entschlossen“, schrieb die BSR auf Facebook, wo sie die verfrühte Schließung ebenso wie auf Twitter und der Firmen-Website mitteilte – allerdings ohne zeitlichen Vorlauf, eben: kurzfristig. Dumm für alle, die nicht ständig in den sozialen Medien unterwegs sind oder unmittelbar vor dem Besuch eines BSR-Hofes die Homepage der Stadtreinigung checken.

Ärger über vorzeitige Schließung: „Morgen früh hab ich weder ein Auto noch Zeit“

Richtig ärgerlich war die Schließung für einen jungen Mann namens Christian, der am morgigen Donnerstag in die Schweiz auswandert und in seinem Kombi, der nunmehr abgemeldet werden sollte, allerhand Elektrokram und Ikea-Zeug geladen hatte. „Was soll ich denn jetzt machen?“, fragt er mit Blick auf das überdimensionierte „Müll abladen verboten“-Schild. „Morgen früh hab ich weder ein Auto noch Zeit.“

Pech gehabt, wer nicht vorher auf bsr.de oder deren Social-Media-Accounts nachgeguckt hatte …
Pech gehabt, wer nicht vorher auf bsr.de oder deren Social-Media-Accounts nachgeguckt hatte …BLZ/Nicole Schulze

Im Minutentakt rollen Autos, Transporter und SUVs vor den Hof. Viel Kopfschütteln, viel Unverständnis. „Ist ja auch vollkommen überraschend, dass es heute so heiß wird. Konnte echt keiner ahnen, konnte man auch nicht früher entscheiden und bekannt machen, wa!?“, ruft ein Familienvater aus dem Auto, das einen vollen Hänger hinter sich herzieht.

Die BSR-Pressestelle teilt dazu mit, dass im Netz „viele Nutzerinnen und Nutzer […] ihr Verständnis für diese Vorsichtsmaßnahme zum Ausdruck gebracht“ hätten. Stimmt, viel Applaus, viel Wohlwollen. Aber nicht nur. User Frank wird angesichts der positiven Kommentare polemisch: „Zum Glück sind Polizisten, Krankenhauspersonal, Busfahrer und Feuerwehrleute aus anderem Holz geschnitzt …“

Müllmänner, die morgens bei hochsommerlichen Temperaturen hart ackern mussten, profitierten übrigens nicht vom Hitzefrei – was im Netz für reichlich Unverständnis sorgte. Jedoch sei eine Freistellung „bei der Müllabfuhr […] nicht erforderlich“, so der Pressesprecher, „weil diese ausschließlich in der Frühschicht im Einsatz ist. Die höchsten Temperaturen im Rahmen von Hitzewellen treten jedoch meistens am späten Nachmittag auf.“