Hoteldirektor zum Fall Ofarim: „Das war ein Orkan“

Ein halbes Jahr nach den Antisemitismus-Vorwürfen des Sängers Gil Ofarim übt der Direktor des Westin-Hotels scharfe Kritik.

Gegen Gil Ofarim läuft eine Anklage wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung.
Gegen Gil Ofarim läuft eine Anklage wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung.dpa/Gerald Matzka

Der Direktor des Westin-Hotels in Leipzig hat sich zu den Antisemitismus-Vorwürfen von Gil Ofarim geäußert. Andreas Hachmeister sagte der NDR-Sendung „Zapp“, es sei sehr schwierig für ihn gewesen, mit der Behauptung Ofarims umzugehen. „Das war kein Shitstorm für uns. Das war ein Orkan. Oder noch schlimmer als ein Sturm, der über uns hereingebrochen ist“, so Hachmeister.

Hachmeister kritisierte auch die Vorverurteilung vieler Medien. „Es trifft einen im Mark“, sagte der Hoteldirektor.

Anklage gegen Ofarim wegen Verleumdung

Gil Ofarim hatte im Oktober einem Mitarbeiter des Westin-Hotels antisemitische Äußerungen vorgeworfen. Die Ermittlungen gegen den Mitarbeiter hat die Staatsanwaltschaft Leipzig inzwischen eingestellt und Ende März Anklage gegen Ofarim wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung erhoben.

Grundlage sind Aufnahmen aus Überwachungskameras des Hotels, die Aussagen des Sängers offenbar widerlegen. Das Landgericht Leipzig prüft derzeit die Zulassung der Anklage und die Er��ffnung des Hauptverfahrens.

Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt. Ofarim hatte ein Video mit seinen Vorwürfen online gestellt. In den sozialen Netzwerken hatten sich viele Menschen hinter ihn gestellt und Antisemitismus verurteilt.

Anwalt: Ofarim bleibt bei seiner Darstellung

Im „Zapp“-Magazin kam auch Ofarims Anwalt zu Wort. Medienanwalt Markus Hennig sagte, dass er auf einen gerichtlichen Freispruch für Ofarim hoffe. Auf die Rückfrage im Interview, ob Ofarim an seiner ursprünglichen Darstellung zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin festhält, antwortete sein Anwalt: „Davon können Sie ausgehen.“ Gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen den Hotelmitarbeiter hatte der Sänger aber keinen Einspruch eingelegt.

Ofarim sei es ursprünglich nicht darum gegangen, eine einzelne Person verantwortlich zu machen. „Ihm ging es darum, auf etwas aufmerksam zu machen, was ihm passiert ist und was er für inakzeptabel hält“, sagte Hennig. (mit dpa)